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09.08.2022

Blaues Blut, trauriges Gemüt

Zum 300. Mal jährt sich am 9. August der Geburtstag eines der berühmtesten Bewohner des Oranienburger Schlosses. August Wilhelm von Preußen wurde am 9. August 1722 als jüngerer Bruder des späteren preußischen Königs Friedrich II („Friedrich der Große“) in Berlin geboren. Mit gerade einmal 35 Jahren verstarb er 1758 in Oranienburg – gezeichnet von Krieg, Liebeskummer und der Zurückweisung des mächtigen Bruders.

Umgänglich, aber von eher schlichtem Geist soll der zehn Jahre jüngere Bruder des „Alten Fritz“ gewesen sein. August Wilhelm galt als ausgesprochener Liebling des nicht für Sentimentalitäten bekannten Vaters, König Friedrich Wilhelm I. von Preußen (1688–1740). Nach dem katastrophal gescheiterten Fluchtversuch Friedrichs II, dem zahlreiche Auseinandersetzungen mit dem Vater vorausgingen, plante dieser zeitweilig den folgsamen August Wilhelm zum Kronprinzen zu erklären. Bekanntermaßen wurde daraus nichts. Unumgänglich war jedoch, dass er, wie auch seine Brüder, eine militärische Laufbahn einschlug. 1741 wurde er zum Generalmajor der Kavallerie ernannt und nahm an mehreren Schlachten der Schlesischen Kriege teil.

Das Verhältnis zu seinem älteren Bruder Friedrich schien in jüngeren Jahren noch positiv. Nachdem August Wilhelm im Jahr 1742 Luise Amalie von Braunschweig-Wolfenbüttel geheiratet hatte, eine Schwester von Friedrichs Gattin Elisabeth Christine, übereignete Friedrich ihm das Oranienburger Barockschloss samt Garten. Da die eigene Ehe kinderlos blieb, bestimmte er August Wilhelm 1744 außerdem zum präsumtiven Thronfolger und Prinzen von Preußen.

August Wilhelms Ehe mit Luise Amalie blieb zwar nicht ohne Kinder, aber ohne jedes Liebesglück. Vier Kinder wurden dem Paar geboren, darunter der spätere preußische König Friedrich Wilhelm II (1744-1797). Die Familie lebte abwechselnd im Berliner Kronprinzenpalais und im Schloss Oranienburg. Dieses ließ August Wilhelm durch Baumeister Johann Gottfried Kemmeter im Stil des Rokoko umgestalten. Der Schlosspark wurde ebenfalls erneuert und als Schauplatz für prunkvolle Feste genutzt.

Seiner Ehefrau ging August Wilhelm zumeist aus dem Weg. Ohnehin hing sein Herz mehr an der 17-jährigen Hofdame Sophie Marie von Pannewitz.  1746 bat er Friedrich gar, seine Ehe scheiden zu lassen, um seine Angebetete heiraten zu können. Ein Anliegen, das Friedrich natürlich ablehnte und das Verhältnis zwischen den Brüdern fortan belastete. Als Sophie schließlich einen anderen heiratete, soll der unglückliche Prinz während der Zeremonie vor Gram in Ohnmacht gefallen sein.

Auch politisch geriet August Wilhelm mit seinem Bruder verstärkt in Konflikte. Im Vorfeld des Siebenjährigen Krieges kritisierte er Friedrichs Pläne für eine Annäherung an England und sprach sich gegen einen Präventivkrieg gegen Österreich aus. Inzwischen zum General der Infanterie aufgestiegen, erhielt er von Friedrich im Jahr 1757 den Befehl, die preußischen Truppen nach der verlorenen Schlacht von Kolín aus Böhmen herauszuführen. Ein Fiasko, das dazu führte, dass Friedrich mit seiner Armee aus Schlesien zu Hilfe eilen musste. Ohne Gnade entließ er den gescheiterten jüngeren Bruder mit harten Worten aus dem Truppendienst. Zutiefst gekränkt und körperlich geschwächt zog sich August Wilhelm nach Oranienburg zurück, wo er ein Jahr später verstarb. Zu einer Aussprache zwischen den Brüdern kam es nicht mehr.

In Oranienburg erinnert heute der August-Wilhelm-Steg an den unglücklichen Prinzen.