Seiteninhalt
21.01.2020

Franz-Bobzien-Preis 2020: Entscheidung ist gefallen – Preisverleihung am 18. April

Die 13-köpfige Jury hatte im Vorfeld gut zu tun beim Durchforsten der Bewerbungsunterlagen: Insgesamt 28 Bewerbungsmappen für den sechsten Franz-Bobzien-Preis – mehr als doppelt so viele wie beim letzten Wettbewerbsaufruf – fanden aus den verschiedensten Ecken Brandenburgs und Berlins ihren Weg in das Büro des Oranienburger Bürgermeisters.

Dabei reichten die Facetten der Bewerbungen von der Einzelinitiative über das mehrwöchige Projekt bis hin zum langjährigen Einsatz für gelebte Demokratie. Darunter ganz unterschiedliche Aktivitäten wie Ausstellungen, Konzerte, Filme, Bücher, Theateraufführungen, Begegnungs- sowie Zeitzeugenprojekte und vieles mehr. Mit dem Franz-Bobzien-Preis ehren die Stadt Oranienburg und die Gedenkstätte Sachsenhausen gemeinsam alle zwei Jahre vorbildliche Aktivitäten für Toleranz und Vielfalt. Besondere Beachtung erfahren Projekte, bei denen es gelingt, die Aufarbeitung des Nationalsozialismus mit der Gegenwart zu verknüpfen.

In der Jurysitzung am 15. Januar waren neben Bürgermeister und Gedenkstättenleitung die Partner des Franz-Bobzien-Preises vertreten. Alle Jurymitglieder hatten aus den 28 Bewerbungen ihre Favoriten im Gepäck und trugen diese mit entsprechender Begründung vor. „Die große Vielfalt und die hohe Qualität der eingegangenen Bewerbungen hat uns die Entscheidung in diesem Jahr nicht leicht gemacht“, so Bürgermeister Alexander Laesicke. „Es ist überwältigend, was gerade auch von jungen Menschen, auch Jahrzehnte nach Ende der nationalsozialistischen Diktatur noch aufgearbeitet, ans Tageslicht gebracht und so dem Vergessen entrissen wird. Die vorgeschlagenen Projekte machen Mut. Sie zeigen, dass es an allen Ecken Brandenburgs und Berlins ein großes Engagement gegen Rassismus und Ausgrenzung in der Bevölkerung gibt. Das wollen wir fördern“, so das Stadtoberhaupt weiter.

„Die Jury-Mitglieder waren von der Vielzahl und Qualität der Bewerbungen für den Franz-Bobzien-Preis 2020 sehr beeindruckt. Die Jury hat daher um die Preisträger intensiv gerungen und am Ende eine gute Wahl getroffen. Ich zolle allen Bewerbern meine hohe Anerkennung für ihr tolles Engagement gegen das Vergessen und für ein menschenfreundliches Miteinander“, sagt die stellvertretende Leiterin der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen, Dr. Astrid Ley.

Vor allem fünf Projekte kamen während der etwa zweieinhalb Stunden währenden Jurysitzung in die engere Auswahl und wurden teils kontrovers diskutiert. Schließlich standen nicht nur das zweit- und drittplatzierte Projekt, sondern auch der Träger des Franz-Bobzien-Preises 2020 fest: Ein Projekt, das insbesondere durch die in den Fokus genommene Zielgruppe und den präventiven Charakter besticht. Das zweitplatzierte Projekt beeindruckt durch seinen innovativen historisch-politischen Bildungsansatz, das drittplatzierte durch seinen nachhaltigen und beständigen Charakter. Allesamt sind es wertvolle Projekte, die mit viel Mühe, Akribie und offenkundiger Begeisterung umgesetzt worden sind.

Das Preisgeld für das Gewinnerprojekt beträgt 3000 Euro. Die Zweit- und Drittplatzierten erhalten einen Wochenend- bzw. Tagesaufenthalt in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Sachsenhausen „Haus Szczypiorski“. Die Preisverleihung findet im Rahmen des 75. Jahrestages der Befreiung der Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen am 18. April um 17:30 Uhr in der Gedenkstätte Sachsenhausen statt.

In der Jury zur Vergabe des Franz-Bobzien-Preises sind neben der Stadt Oranienburg (vertreten durch den Bürgermeister und den Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung) und der Gedenkstätte Sachsenhausen vertreten:

Zentralrat der Juden in Deutschland, Der Tagesspiegel, Deutscher Gewerkschaftsbund Berlin-Brandenburg (DGB), Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit Brandenburg, Berliner Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung, Berliner Ratschlag für Demokratie, Sachsenhausen-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V., AG Lager Sachsenhausen 1945-50 e.V., Jugendbeirat Oranienburg, Tolerantes Brandenburg und Licia Bobzien (Verwandte von Franz Bobzien). Schirmherr ist der Ministerpräsident des Landes Brandenburg Dr. Dietmar Woidke

Die Auszeichnung geht zurück auf Franz Bobzien:

Mit der Benennung des Preises nach Franz Bobzien soll dessen mutiger Einsatz unter äußerst gefährlichen Bedingungen gewürdigt werden: Der Lehrer und Politiker Franz Bobzien war ab 1938 aufgrund seines Widerstands gegen das NS-Regime im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Hier engagierte er sich unter schwierigsten Bedingungen vor allem für jugendliche Mitgefangene. Am 28. März 1941 kam er bei Bombenräumungsarbeiten in Berlin ums Leben.