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22.04.2020

»Im Herzen bei den Überlebenden« - Befreiung des KZ Sachsenhausen vor 75 Jahren

Kranzniederlegung in der Gedenkstätte Sachsenhausen / Virtuelles Gedenken in Zeiten der Corona-Pandemie

Am 22. April jährt sich die Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen zum 75. Mal. Die mehrtägigen Gedenkfeierlichkeiten, zu denen auch zahlreiche Überlebende und Zeitzeugen erwartet wurden, mussten aufgrund der Corona-Krise auf 2021 verschoben werden. Auch eine für den 20. April geplante Sondersitzung der Stadtverordnetenversammlung mit Begleitprogramm in der Gedenkstätte musste abgesagt werden. In begrenztem Umfang fanden dennoch Kranzniederlegungen statt, um der zehntausenden Opfer zu gedenken, die der nationalsozialistische Terror bis zum Eintreffen polnischer und sowjetischer Truppen alleine an diesem Ort forderte.

„Obwohl die Gedenkveranstaltungen abgesagt werden mussten, haben uns zum 75. Jahrestag der Befreiung zahlreiche Kränze im ehrenden Gedenken an die Opfer des KZ Sachsenhausen erreicht – von der Bundes- und Landesregierung, Opferverbänden und ausländischen Botschaften“, sagte Axel Drecoll, Direktor der Gedenkstätten-Stiftung. „Wir sind dankbar, dass der Landrat und der Bürgermeister heute, am historischen Jahrestag der Befreiung, persönlich Kränze an der ,Station Z' niedergelegt haben. Gerade heute ist es wichtig, an die elementare Bedeutung von Freiheit, Menschenwürde und internationaler Verständigung zu erinnern.“

„Es jährt sich ein Ereignis zum 75. Mal, das für mich persönlich und für die Stadt Oranienburg eine zentrale Bedeutung hat. Ich bedaure es zutiefst, dass das Gedenken an die Befreiung des Konzentrationslagers Sachsenhausen in diesem Jahr nicht stattfinden kann. In Gedanken und im Herzen sind wir umso mehr bei den Opfern und Überlebenden des Holocaust sowie ihren Angehörigen“, sagte Bürgermeister Alexander Laesicke. „Zwischen 1936 und 1945 wurden im KZ Sachsenhausen mehr als 200.000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert. Der Jahrestag lässt uns innehalten und der vielen Opfer gedenken, die der Nationalsozialismus auch auf Oranienburger Boden gefordert hat. Gleichzeitig sind wir uns der historischen Verantwortung bewusst, die für uns daraus erwächst. Solidarität, Mitmenschlichkeit und Toleranz sind die Werte, die uns als Gesellschaft starkmachen. Alles andere führt geradewegs ins Unglück.“

Oberhavels Landrat Ludger Weskamp sagte bei der Gedenkfeier: „Oberhavel ist der einzige deutsche Landkreis mit zwei KZ-Gedenkstätten. Das stellt ihn in eine besondere Verantwortung vor der Geschichte und in der Gegenwart. Heute genau vor 75 Jahren befreiten sowjetische und polnische Truppen das Konzentrationslager Sachsenhausen; das KZ Ravensbrück wurde am 30. April von der Roten Armee befreit. Bis heute ist die Erinnerung an diese Ereignisse lebendig und schmerzlich zugleich.“

„In tiefer Trauer gedenken wir heute stellvertretend für die dutzenden Überlebenden und ihrer Angehörigen“, setzte Weskamp fort, „die dieser Tage eigentlich noch einmal an den Ort ihrer Qualen und Alpträume zurückkommen wollten, der Opfer. Es ist uns ein Bedürfnis und eine Ehre, an diesem Ort das Anliegen der Überlebenden in die Zukunft zu tragen. Die Erinnerung an die Opfer von Sachsenhausen und Ravensbrück zu bewahren – das ist ihr Auftrag an uns“.

Zum Jahrestag der Befreiung und zur Absage der Sondersitzung der Stadtverordnetenversammlung äußerte sich auch Oranienburgs Stadtverordnetenvorsteher Dirk Blettermann: „Ich bedaure zutiefst, dass anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Sachsenhausen keine Stadtverordnetenversammlung auf dem Gelände der heutigen Gedenkstätte stattfinden kann. Mit dieser Geste hätten alle Stadtverordneten ein Bekenntnis zu ihrer Vergangenheit demonstrieren können. Ich bin dem Leiter der Gedenkstätte, Herrn Dr. Drecoll dankbar, dass er mir in einem Telefongespräch zugesagt hat, eine gemeinsame Gedenkveranstaltung spätestens im kommenden Jahr nachholen zu wollen. Die tiefe Verbundenheit zwischen der Stadt Oranienburg und der Gedenkstätte kommt dadurch zum Ausdruck, dass Bürgermeister und Stadtverordnete gemeinsam Veranstaltungen begehen. Sie zeigt sich darüber hinaus aber auch darin, dass wir bei allen auch ganz praktischen Themen eng und lösungsorientiert zusammenarbeiten, die Politik steht fest an der Seite der Gedenkstätte. Die Geschichte des ehemaligen Konzentrationslagers mahnt, angesichts wiederkehrender Umtriebe nationalsozialistischen Gedankengutes, immer wieder an der Erinnerungskultur festzuhalten. Die Worte "Nie wieder" sind aktueller denn je.“

 


 

Virtuelles Gedenken

Die Gedenkstätte Sachsenhausen hat auf ihrer Website und auf ihrer Facebook-Seite zum Gedenken an den 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Sachsenhausen zahlreiche interessante Videos veröffentlicht. >> zur Website | >> zur Facebook-Seite

 

In dem Kurz-Animationsvideo »Am Lagertor« wird die Befreiung aus der Sicht des damals 10-jährigen KZ-Überlebenden Thomas Buergenthal und des jüdischen Befreiers Bernhard Storch, der mit einer polnischen Einheit Sachsenhausen erreicht, geschildert:

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