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23.02.2018

Aktuelle Infos zur Kampfmittelsuche in der Stadt

Allein seit der Wende sind in Oranienburg schon 203 Bomben unschädlich gemacht worden. Rund 270 Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg werden noch immer im Boden vermutet. Unsere Stadt arbeitet deshalb mit Hochdruck daran, diese aufzuspüren und unschädlich zu machen. Sylvia Holm, Amtsleiterin des Ordnungsamtes, gibt einen aktuellen Stand über das Thema Bomensuche in Oranienburg.

 

Wie gefährlich sind die Bombenblindgänger, die noch immer in Oranienburgs Boden vermutet werden?

Extrem gefährlich! Nahezu alle der noch heute im Boden vermuteten Bomben haben einen chemischen Langzeitzünder. Die Zünder werden immer labiler und drohen von selbst zu detonieren. Uns läuft buchstäblich die Zeit davon. Mit jedem Tag wird die Gefahr größer.

Wie verlief die Bombensuche 2017?

In der Saarlandstraße und am Louise-Henriette-Steg musste jeweils eine Bombe entschärft werden. Die Mühlhauser Straße, die Krebststraße und Restflächen der Dropebrücke konnten zudem vollständig aus dem Verdacht der Kampfmittelbelastung entlassen werden. Auch auf der ehemaligen „Interfalz-Fläche“ sowie im Neubaugebiet „An der Rolle“ wurde die Kampfmittelsuche ohne Fund abgeschlossen.

Systematisch wurden der Louise-Henriette-Steg, der Havelkorso, die Isarstraße, die Julius-Leber-Straße, die Melanchthonstraße, die Friedrich-Siewert-Straße sowie die Unterführung der Lehnitzstraße im Ortsteil Lehnitz abgeklärt – in den meisten Bereichen gab es erfreulicherweise keine Hinweise auf Kampfmittel, in anderen stehen die Ergebnisse noch aus. Begonnen wurde auch die Überprüfung der Flächen zwischen Berliner Straße und Havel nördlich der Adolf-Dechert-Straße sowie der Freifläche an der Walther-Bothe-Straße.

Was ist 2018 geplant?

Für das Frühjahr ist die Freilegung der beiden Verdachtspunkte auf dem Takeda-Gelände geplant. Hier ist die Lage wegen des hohen und kontaminierten Grundwasserstandes jedoch kompliziert. Um dem KMBD eine trockene Grube zur möglichen Bergung einer Bombe bereitzustellen, wird erstmals eine so genannte Weich-Gel-Injektion zum Einsatz kommen. Dabei wird eine Abdichtung aus Gel direkt am Spundwandkasten hergestellt. So lässt sich die Wassermenge, die abgepumpt werden muss, deutlich verringern.

Dieses Verfahren lässt sich bei schwieriger Witterung, wie zum Beispiel Frost, aber nicht durchführen. Am Louise-Henriette-Steg wurde die systematische Kampfmittelsuche erst vor kurzem abgeschlossen. In puncto systematischer Absuche werden zum einen die in 2017 begonnenen und noch nicht abgeschlossenen Maßnahmen fortgesetzt. Darüber hinaus werden der Bereich der Friedenthaler Schleuse sowie einige Bereiche in der Rüdesheimer Straße, der Greifswalder Straße, der Heidelberger Straße, der Idenstraße und der Dr.-Kurt-Scharf-Straße nach möglichen Kampfmitteln abgesucht, weil hier Gehwege instandgesetzt werden.

Der Bund hatte sich bereit erklärt, bei der Beseitigung von Bomben finaziell zu unterstützen. Ist schon Geld in Oranienburg angekommen?

Der Bund hat sich bereit erklärt, Länder und Kommunen für die Dauer von vier Jahren (2015 bis 2018) eine einmalige Unterstützung in Höhe von insgesamt 60 Millionen Euro zu gewähren. In die entsprechende Richtlinie hatten wir große Hoffnungen gesetzt. Oranienburg gibt aus eigener Kasse jährlich im Schnitt vier Millionen Euro für die Bombenbeseitigung aus. Geld, das an anderer Stelle dringend benötigt würde. Doch unsere Hoffnungen haben sich nicht erfüllt.

Für 2015 wurden lediglich knapp 400 000 Euro erstattet. Das ist nur ein Bruchteil der Kosten, die wir tatsächlich hatten, nämlich fast 2 Millionen Euro. Der Bund wird seiner Verantwortung für die Folgen des Krieges aufzukommen, damit noch immer nicht gerecht. Die Stadt wird sich deshalb dafür einsetzen, dass die Richtlinie nachgebessert wird und möglichst alle Kosten übernommen werden. Es kann nicht sein, dass Oranienburg damit so allein gelassen wird!

Wer zahlt eigentlich, wenn auf einem privaten Grundstück eine Bombe gefunden wird?

Nach dem Ordnungsbehördengesetz ist es tatsächlich so, dass der Grundstückseigentümer eigentlich selbst für die Beseitigung der Bombe aufkommen müsste. Nur bei einer systematischen Absuche seitens der Stadt Oranienburg ohne Bombenfund wäre die Stadt rechtlich selbst in der Pflicht. Private Grundstückseigentümer wurden von uns bislang aber nicht alleingelassen. Auch das Land hat sich bislang in den meisten Fällen kulant gezeigt. Grundsätzlich empfehle ich aber jedem, seine Versicherung zu überprüfen. Manche Versicherungen decken Schäden, die durch Kampfmittelsuche- und beseitigung entstanden sind, durchaus ab.