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08.11.2019

Ehe für alle: Seit zwei Jahren gleichgeschlechtliche Ehen auch in Oranienburg

Seit dem 1. Oktober 2017 sind gleichgeschlechtliche Ehen in Deutschland und damit natürlich auch in Oranienburg möglich. Viele Paare haben von dieser Möglichkeit auch im Standesamt Oranienburg Gebrauch gemacht.

Insgesamt wurden 65 Ehen in Oranienburg seit dem 1. Oktober 2017 zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren geschlossen. Darin enthalten sich auch 25 Umwandlungen von eingetragenen Lebenspartnerschaften in eine Ehe. Über Jahrzehnte haben Schwule und Lesben für diese rechtliche Gleichstellung in Deutschland kämpfen müssen. Zuvor war lediglich eine eingetragene Partnerschaft möglich. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte das Thema vor gut zwei Jahren als „Gewissensentscheidung“ der Abgeordneten bezeichnet. Daraufhin machten Fraktionen im Bundestag Druck, kurz darauf stimmte eine große Mehrheit für die Öffnung der Ehe. „Die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland hat unsere Gesellschaft gerechter und offener gemacht. Sie ist ein Meilenstein für eine vielfältige Gesellschaft“, sagt Oranienburgs Gleichstellungsbeauftragte Christiane Bonk.

Umwandlung eingetragener Partnerschaften in Ehen

Mit der Öffnung der Ehe auch für homosexuelle Paare stand zunächst auch die Verwaltung vor einer kleinen Herausforderung. Die Entscheidung fiel im Sommer, und ab 1. Oktober 2017 sollte das Gesetz bereits Anwendung finden. Das war ein kleiner technischer Kraftakt, da das Fachprogramm bundesweit zunächst umgestellt werden musste. Von nun an galt die Formulierung „Ehegatte 1 / 2“ anstelle von „Ehemann/Ehefrau“. „Dieses Problem war jedoch schnell behoben“, sagt der Oranienburger Standesbeamte Tony Tönjes. Manche der gleichgeschlechtlichen Paare, die er und seine Kolleginnen in Oranienburg im Schloss oder in der Außenstelle in der Orangerie im Schlosspark getraut haben, sieht er zwei Mal. Die 25 Paare, die seither ihre bereits vor 2017 eingetragene Lebenspartnerschaft in eine Ehe umwandeln ließen, gehen ganz unterschiedlich mit diesem eigentlich rein bürokratischen Akt um. „Manche kommen zu zweit oder auch mit der ganzen Familie, um sich noch einmal das Ja-Wort zu geben. Der Tag der Begründung der eingetragenen Lebenspartnerschaft ist dann der ‚Hochzeitstag‘. Die sogenannte Umwandlung in eine Ehe wirkt auf den Tag der Partnerschaftsbegründung zurück“, erzählt Tönjes.

Rund 7 Prozent der neugeschlossenen Ehen gleichgeschlechtlich

Bis Mitte September wurden in 2019 im Standesamt Oranienburg insgesamt 277 Ehen, ob hetero- oder homosexuelle Paare, geschlossen. Davon machen gleichgeschlechtliche Ehen bzw. Umwandlungen in eine Ehe nur rund sieben Prozent aus. In den beiden zurückliegenden Jahren waren die Zahlen ähnlich. Trotz der gesellschaftlichen und rechtlichen Fortschritte  gibt es aber auch noch Baustellen – gerade  in Zeiten, in denen rückwärtsgewandte Rollen- und Familienbilder wieder populärer werden. Handlungsbedarf sieht Christiane Bonk insbesondere bei den rechtlichen Rahmenbedingungen und den gesellschaftlichen Herausforderungen für Regenbogenfamilien – also einer Familie mit gleichgeschlechtlichem Elternpaar. Im Kern geht es darum, dass Regenbogenfamilien in ihren diversen Konstellationen rechtlich anerkannt und abgesichert werden – hierzu zählt beispielsweise, das Abstammungsrecht an die gelebte Familienvielfalt anzupassen. 

Unterstützung für unterschiedliche Familienformen

Oranienburg ist bereits auf einem sehr guten Weg, Familienformen neu zu denken und zu erleben, berichtet die Gleichstellungsbeauftragte und erzählt davon, dass sich unter anderem einmal im Monat Regenbogenfamilien, Freundinnen und Freunde sowie Interessierte im Oranienburger Eltern-Kind-Treff zum Austausch treffen. Und im Oktober lud das Projekt „Regenbogenfamilien in Brandenburg stärken“ in Kooperation mit dem städtischen Eltern-Kind-Treff zu einem Workshop für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Jugend-, Sozial- und Gesundheitseinrichtungen ein. Die Veranstaltung bot den Rahmen für die Reflexion eigener Haltungen, Wissen zu geschlechtlicher und sexueller Vielfalt, Kenntnisse zu Regenbogenfamilien und diversitätssensibler Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern.

 


 

Auf einen Blick

Gleichgeschlechtliche Ehen

 

2017 (ab 01.10.2017)

  • 4 Umwandlungen eingetragener Lebenspartnerschaften in eine Ehe
  • 3 Ehen (davon mehr männliche als weibliche Paare)

  

2018

  • 15 Umwandlungen eingetragener Lebenspartnerschaften in eine Ehe
  • 8 Eheschließungen beide Ehegatten männlich
  • 17 Eheschließungen beide Ehegatten weiblich

 

2019 (bis Stichtag 16.9.)

  • 6 Umwandlungen eingetragener Lebenspartnerschaften in eine Ehe
  • 5 Eheschließungen beide Ehegatten männlich
  • 7 Eheschließungen beide Ehegatten weiblich