Seiteninhalt
14.12.2020

Gedenktafel vor ehemaliger MfS-Kreisdienststelle in der Greifswalder Straße eingeweiht

31 Jahre ist es her, dass Bürgerinnen und Bürger Oranienburgs die damalige Stasi-Dienststelle in der Greifswalder Straße besetzten. Seit Sonntag erinnert eine Gedenktafel vor dem ehemaligen Dienstgebäude an die Tyrannei, die jahrzehntelang von diesem Ort ausging, sowie an den mutigen Einsatz der Bürgerrechtsbewegung, die dem Bespitzelungsapparat schließlich ein Ende setzte.

Es war ein Mittwoch, der 13. Dezember 1989, als engagierte Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler ihrer Empörung über die jahrzehntelangen Drangsalierungen durch die Stasi Luft machten. Organisiert durch das Neue Forum stürmten sie die Kreisdienststelle des Ministeriums für Staatssicherheit in der Greifswalder Straße 17 und verlangten Einsicht in ihre Akten. Letzteres kam in den meisten Fällen zu spät: Ein Großteil der Dokumente war von den Mitarbeitern in Vorahnung des untergehenden DDR-Staates bereits vernichtet worden. Aber auch für die Kreisdienststelle gab es keine Hilfe mehr. Nur neun Tage nach ihrer friedlichen Besetzung musste die Schaltstelle der Tyrannei ihre Türen für immer schließen.

Am 31. Jahrestag der Besetzung der Kreisdienststelle weihte die Stadt Oranienburg eine Gedenktafel vor der ehemaligen Dienststelle ein, die fortan an die historische Bedeutung des Ortes erinnert. Neben Bürgermeister Alexander Laesicke, Stadtverordnetenvorsteher Dirk Blettermann, Vertretern aus der Politik und einigen Zeitzeugen nahm auch Dieter Dombrowski, Bundesvorsitzender der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft, an der Einweihungsveranstaltung teil. In seiner Rede erinnerte er an die zahlreichen Menschen, die unter die Räder der DDR-Diktatur gerieten und forderte auf, an ihre Schicksale nicht lediglich an Jahrestagen zu gedenken, sondern sie in das gesellschaftliche Bewusstsein zu integrieren. Mit einem eindringlichen Appell richtete sich Dombrowski auch an die einstigen Unterstützer der SED-Diktatur: „Wir sollten in der Lage sein, einander mit Respekt zu begegnen. Dazu gehört auch, dass die Menschen, die damals Schuld auf sich geladen haben, offen damit umgehen. Damit würden sie nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für sich selbst Erleichterung schaffen.“

Bürgermeister Alexander Laesicke wies auf die Notwendigkeit eines Perspektivwechsels hin: "Wir haben bisher zu wenig für die Aufarbeitung der DDR und des Kommunismus getan. Deshalb  ist es wichtig, dass wir jetzt, solange es noch Zeitzeugen gibt, das Geschehen dokumentieren und für die nächste Generation aufbereiten. Die Gedenktafel ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung."