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19.10.2020

Der Herbstferienworkshop „Krieg und Frieden – gestern, heute, morgen!“

Die Stadtbibliothek Oranienburg, das ReMO - Regionalmuseum Oberhavel und der Kreisjugendring Oberhavel e.V. wagten einen etwas anderen Blick in die Geschichte.

vom 12. bis 16. Oktober 2020

Im Rahmen des Leseförderungsprojektes „Total Digital! Lesen und erzählen mit digitalen Medien“ bot die Stadtbibliothek, organisiert durch deren Medienpädagogin Jennifer Bernard, gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern (ReMO – Regionalmuseum Oberhavel und Kreisjugendring Oberhavel e.V.), ein etwas anderes Ferienprojekt für Jugendliche von 12 bis 16 Jahren an. Anlass war der 75. Jahrestag vom Ende des Zweiten Weltkriegs, weswegen nicht nur ein Blick in die Vergangenheit, sondern auch in die Gegenwart und die Zukunft geworfen wurde.         

Titelbild Projektwoche TotalDigital
Titelbild Projektwoche TotalDigital

„Stell dir vor, er wäre hier!“

Dieser Satz begleitete die Jugendlichen in der ersten Herbstferienwoche, in der sie sich innerhalb verschiedener Module mit der Thematik „Krieg und Frieden“ auseinandersetzen konnten. Dabei lag der Fokus jedoch nicht nur auf der Vergangenheit und dem Zweiten Weltkrieg, sondern kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einen lebhaften Austausch über die Aktualität dieses Themas. Es ging um Erinnerungen, um Erfahrungen, um Austausch, um Toleranz, um Kreativität, um die eigene Meinung und die Gestaltung einer bunten Zukunft! Dabei stand jedoch nicht nur die Wissensvermittlung, sondern auch der Spaß im Vordergrund. Mithilfe des Projekts wurden also Werte und Kompetenzen wie Selbstständigkeit, Kreativität, kritisches Denken und Handeln, Empathie, Respekt, Toleranz sowie Teamfähigkeit gefördert. Mit dabei waren 12 Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren, die aus ganz unterschiedlichen Ecken Oberhavels kamen und die Workshop-Woche miteinander verbrachten.

Am Ende soll aus den einmaligen und kreativen Ergebnissen ein Buch erstellt werden, das bestmöglich zur Abschlussveranstaltung am 13. November 2020 gemeinsam mit den Modul-Ergebnissen auf der Bühne präsentiert wird.

Als Ersatz für das ausgefallene Instagram-Modul wurde der Workshop komplett per Instagram begleitet. Die daraus entstandene Story dient als Dokumentation und kann jederzeit online auf der Instagram-Seite der Stadtbibliothek (bibo_oranienburg) angeschaut werden!

 

Montag

Was?Einführungsmodul mit viel Input

Wer? - Museumspädagogin Lea Hentschel & Medienpädagogin Jennifer Bernard


Aller Anfang ist schwer und so musste am Beginn der Woche erst einmal die thematische Grundlage geschaffen werden. Gemeinsam mit den Jugendlichen erarbeiteten die Museumspädagogin des Regionalmuseums Oberhavels (kurz: ReMO) Lea Hentschel und die Medienpädagogin der Stadtbibliothek Oranienburg Jennifer Bernard ein buntes und vielseitiges Programm: neben einem kurzen Blick in die Vergangenheit, konnten die Jugendlichen mithilfe der App Actionbound eine digitale Stadtrallye durch Oranienburg machen, durch die sie vergangene und aktuelle Orte, die mit Krieg, Flucht und Erinnerungskultur zu tun haben, entdecken.


Im Nachgang kamen sowohl Zeitzeuginnen und Zeitzeugen als auch gegenwärtig Geflüchtete zu Wort, die den Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Dimensionen dieses Themas vor Augen führten. Besonders beeindruckend waren die vielen Parallelen, die zwischen den Erfahrungen von Geflüchteten aus dem Jahr 1945 und heute gezogen werden konnten.

Zum Abschluss wurde dann ein Perspektivwechsel gewagt, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nachhaltig prägte. Mithilfe des Bestsellers von Janne Teller „Krieg“ und einem Selbstexperiment versuchten die Jugendlichen, sich in die Lage von Geflüchteten zu versetzen. Sinn und Ziel des Selbstexperiment war es, sich auf eine fiktive Flucht zu begeben – frei nach dem Motto: „Stell dir vor, der Krieg wäre hier!“. Mit dabei hatten sie nur einen Koffer, in dem 35 verschiedene Dinge verstaut waren, die im Verlauf der Flucht auf gerade einmal sieben Dinge dezimiert wurden, die sie behalten durften. Wichtig war demnach die Wertung zwischen Luxusgegenständen und Gegenständen, die zum Überleben gebraucht werden. Gerade diese Erfahrung sorgte für viel Diskussionsstoff und emotionale Eindrücke!

Darüber hinaus erhielten die Jugendlichen einen ersten Einblick auf die kommenden Tage, indem die Module schon einmal ausführlich vorgestellt wurden…  

 

 

Dienstag und Mittwoch

Was?Songwriting

Wer? – Suzy Bartelt, Udo Krzyzynski und Ehrenamt’ler Thomas Schenk / begleitet durch Medienpädagogin Jennifer Bernard

An den Tagen vom Dienstag und Mittwoch konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer entweder zwischen einem Songwriting- oder einem Poetry-Slam-Modul entscheiden.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Songwriting-Moduls lernten unter Anleitung der Musikpädagogin Suzy Bartelt die verschiedenen Schritte des Songwriting-Prozesses kennen. Am ersten Tag wurde die inhaltliche Grundlage geschaffen, indem Begrifflichkeiten definiert und musikalische Vorgänge erläutert wurden.


 

Während des ganzen Moduls kam aber auch die Interaktivität der Jugendlichen nicht zu kurz: es wurde gesummt, geklatscht und gesungen! Im Mittelpunkt des Moduls stand die Entwicklung eines thematisch-passenden Songtextes, der am darauffolgenden Tag vertont werden sollte. Gemeinsam wurde gebrainstormt und es wurden Gedanken, Verse und Reime zusammengetragen. Die Jugendlichen schafften es die Thematik in ihren Lebensbereich zu transferieren:

„Ich bin zwar zuhause doch frage ich mich: Bin ich wirklich sicher hier?
Zuhause, das seid ihr. Zuhause das seid ihr.“
 (Auszug aus dem Songtext)

Mit dabei war auch Udo Krzyzynski, der sowohl das technische Know-How als auch die benötigte Technik mitbrachte und den Teilnehmerinnen und Teilnehmer die digitale Welt der Aufnahmetechnik näher brachte. Mithilfe von Ipads konnten die Jugendlichen selbst kreativ werden und Rhythmen sowie kleine musikalische Abfolgen entwickeln.

Am zweiten Tag wurde der Song, den die Modulleiterin Suzy Bartelt in der Nacht zuvor aus den gesammelten Werken der Teilnehmer*innen zusammengetragen hatte, vertont.  Das fertige Ergebnis wird zur Abschlussveranstaltung gelauncht und danach in den sozialen Medien, auf unserer Internetseite sowie auf anderen Formaten veröffentlicht.

Die Modulleiterin Suzy Bartelt kann am Ende zufrieden ein Resümee ziehen:

„Mir hat es sehr viel Spaß gemacht mit den Jugendlichen zu arbeiten und aus ihren Impulsen und Textideen einen Song zu schreiben und so zu erarbeiten, dass wir sogar innerhalb des Workshops eine Aufnahme machen konnten. Ich mag das Resultat sehr und freue mich, dass alle so engagiert dabei waren!"

  

 

Dienstag und Mittwoch

Was?Poetry Slam

Wer? – Jesko Habert und Ehrenamt’lerin My Chu / begleitet durch Museumspädagogin Lea Hentschel

Parallel zum Songwriting-Modul fand in den Räumen des ReMO – Regionalmuseums Oberhavel das Poetry-Slam-Modul unter Anleitung des Kiezpoeten Jesko Habert statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernten mehr über diese spezielle Kunstform kennen und entwickelten eigene Texte. Abwechslung, Spaß und auch der Witz kamen dabei nicht zu kurz. In diesem Zuge entstand von einem Teilnehmer auch folgende Phrase:

„Johann Wolfgang von Goethe
ist meiner Meinung nach der beste Boxer.
Er mag nur keine Faust!“

Hierbei ging es jedoch nicht nur um die Schaffung eigener Texte, sondern auch um deren Präsentation: Dinge wie Performance-Zeit, Betonung des Textes, die eigene Haltung, die Präsenz im Rampenlicht und vieles mehr wurde geübt. 

 

Am zweiten Modul-Tag entstanden Slam-Texte, die sich in unterschiedlichster Art und Weise kreativ mit dem Thema auseinandersetzten. Eine Jugendliche transferierte das Thema bspw. in das Cartoon-Universum von Spongbob und verarbeitete diese schwere Thematik auf ihre ganz eigene Weise. Das Besondere am Poetry Slam ist, dass jede Teilnehmerin bzw. jeder Teilnehmer eigene Worte finden kann:

„Du weißt nicht, wie das ist, wenn du alles verlierst! […] Ich kann mich dort nicht reinversetzen, schon gar nicht, wenn du diesen Weg gehst und es am Ende nicht weiter geht; wenn dir einfach gesagt wird, du sollst zurück. Es war umsonst. Du sollst in dein Land zurückkehren. Dann wäre man so hilflos wie ein Kleinkind im Universum, wie ein Vogel im Käfig, wie eine Schnecke in einem tiefen Loch.“  Magdalena G.

 „Menschen bekämpfen sich und die, die nicht damit zu tun haben, müssen leiden.
Wozu ist Krieg gut. Ist es einfach nur da, um sich stark zu fühlen?
Welt zerbricht innerlich.“
 Renée Sofie R.   


 

Donnerstag und Freitag

Was?Cartoonize it!

Wer? – Theresa Humburg, unterstützt durch die Ehrenamt’lerinnen Alma Krawczuk und Martina Dorn / begleitet durch Medienpädagogin Jennifer Bernard

An den letzten zwei Tagen hätten die Jugendlichen ebenfalls zwischen zwei Modulen (Cartoon- oder Instagram-Modul) wählen können. Aufgrund der Tatsache, dass sich jedoch alle angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer für das Cartoon-Modul entschieden haben, konnte nur dieses stattfinden.

Geleitet wurde es von den Kunststudentinnen Theresa Humburg und Alma Krawczuk, die das Modul mit viel Elan und Kreativität leiteten. Am ersten Modul-Tag ging es wie bei den anderen Modulen um die Vermittlung der Basics. Gemeinsam gingen sie der Frage nach, was ein Cartoon überhaupt ist und wie so ein Cartoon entsteht. Es gab Zeichenübungen und Aufgaben, die die Kreativität der Jugendlichen fördern sollten. Darüber hinaus ging es auch um die digitale Komponente des Cartoonzeichnens. Aufgrund der knappen Zeit war dies jedoch nur theoretisch möglich. Ausprobieren sollten sie sich in erster Linie rein analog.

 

 

Am zweiten Tag und dem letzten Tag des Herbstferienworkshops stieg die Cartoon-Gruppe dann auch thematisch ein. Nach der Ideenfindung arbeitete jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer an ihrem bzw. seinem Cartoon zum Thema „Krieg und Frieden“. Herausgekommen sind ganz unterschiedliche Geschichten und Zeichenstile.