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13.05.2020

Oranienburg feiert 20 Jahre Partnerschaft mit Vught

Mit 20 Lenzen ist man im Leben eines jungen Erwachsenen angekommen, aber doch noch voller Energie und Tatendrang. Stolze Eltern des jungen Erwachsenen, der nun seinen 20. Geburtstag feiert, sind die Städte Vught (Niederlande) und Oranienburg, die am 13. Mai 2000 ihre Städtepartnerschaft begründeten. Nach 20 Jahren steht die Partnerschaft auf soliden Füßen, munter und lebendig ist der Austausch zwischen den beiden Städten eh wie je.

Gelegenheiten diese zu leben und zu fördern, gab es in der Vergangenheit reichlich. Zuletzt als Bürgermeister Alexander Laesicke zusammen mit Mitarbeitern der Oranienburger Stadtverwaltung und Vertretern der Stadtverordnetenversammlung im September des letzten Jahres nach Vught reiste. Nicole Döhler, Mitarbeiterin der Stadtverwaltung und zuständig für Oranienburgs Städtepartnerschaften, erinnert sich: „Vize-Bürgermeister Peter Pennings und seine Mitarbeiter haben uns sehr freundlich empfangen und uns bei einem Rundgang die Stadt gezeigt. Wir hatten einen sehr schönen Aufenthalt und sind in den vier Tagen so vielen herzlichen Menschen begegnet, dass ich mich schon auf den nächsten Besuch freue!“

Die nächste Begegnung ließ dann auch nicht lang auf sich warten. Schon am 2. Oktober traf man sich erneut, diesmal beim Oranienburger Stadtempfang.

Der Anlass des Partnerschaftsschlusses war jedoch ein trauriger, denn die ursprüngliche Verbindung zwischen Vught und Oranienburg fußt auf den Greueltaten des Nationalsozialismus. 1943 errichtete die SS auf Vughter Gebiet das KZ Herzogenbusch, in dem neben jüdischen Gefangenen u.a. auch niederländische Widerstandskämpfer interniert waren. Mit dem Heranrücken der Alliierten wurden die meisten Insassen im September 1944 nach Sachsenhausen deportiert. Im Vughter Stadtpark erinnert heute ein Monument an die in Sachsenhausen umgekommenen niederländischen KZ-Gefangenen.

Dass es trotz der belasteten Vergangenheit zur Partnerschaft zwischen den beiden Städten kam, ist dem Engagement der Vughter Bürger zu verdanken. Auf Einladung des Niederländers Leo van Deene, der das KZ Sachsenhausen überlebte, nahm die Oranienburger Familie Naß im Jahr 1998 an der jährlichen Ehrung der niederländischen KZ-Häftlinge in Vught teil. Der damalige Vughter Bürgermeister, Jan de Groot, nutzte die Gelegenheit, um den Brandenburger Gästen den Wunsch der Vughter Bürger zur Gründung einer Städtepartnerschaft mit Oranienburg zu übermitteln. Am 13. Mai 2000 wurde diese dann schließlich durch die Bürgermeister Jan de Groot und Hans-Joachim Laesicke im Oranienburger Schloss besiegelt.

Das gemeinsame Gedenken an die Opfer der NS-Zeit hat nach wie vor einen hohen Stellenwert in dem Städtebündnis. „Bei unserem Besuch in Vught haben wir natürlich auch am KZ-Sachsenhausen-Monument Blumen niedergelegt und an einer Führung durch die Gedenkstätte des ehemaligen KZ sowie den Feierlichkeiten zur Befreiung teilgenommen. Vor allem der Aufenthalt im ehemaligen KZ war sehr emotional und hat uns alle tief bewegt“, so Bürgermeister Alexander Laesicke über den Besuch der Oranienburger im letzten Jahr.

Gleichzeitig wurden in 20 Jahren aber auch viele zukunftsgerichtete Initiativen, auch auf privater und Vereinsebene, ins Leben gerufen und viele ausgelassene Stunden miteinander verbracht.  Vor allem musikalisch verstehen sich die Vughter und Oranienburger prächtig. Seit Jahren gibt es einen regen Austausch zwischen dem Vughter Chor „Cantare“ und den „Quartettfreunden Sachsenhausen“ sowie dem Oranienburger Chor „Viva la Musica“, die bereits bei zahlreichen Gelegenheiten gemeinsam auftraten. Ein solcher Auftritt war eigentlich auch im Jubiläumsjahr geplant. Im September sollte der Vughter Chor in Oranienburg zu Gast sein und zusammen mit „Viva la Musica“ und dem „Männerchor Sachsenhausen“ unter anderem in der Nicolaikirche auftreten. Das musikalische Gastspiel fällt nun jedoch, wie so vieles in diesem Jahr, der Coronakrise zum Opfer. Im Juni des nächsten Jahres soll das musikalische Zusammenspiel der Vughter und Oranienburger nachgeholt werden.

Bei einer so eingespielten Partnerschaft, die nicht nur von den Stadtverwaltungen, sondern auch von vielen engagierten Bürgern mitgetragen wird, wird es aber sicher auch in Zukunft noch viele Gelegenheiten geben, auf gemeinsame Projekte und die gewachsene deutsch-niederländische Freundschaft anzustoßen. Wir freuen uns darauf!