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16.04.2018

Oranienburgs Jugend im Blick: Streetworker

Seit Herbst des vergangenen Jahres sind Matthias Klein (35) und Johannes Herzberg (41) vom Christlichen Jugendzentrum (CJO), das sich im Auftrag der Stadt Oranienburg unter anderem um die mobile Jugendarbeit kümmert, als Streetworker unterwegs. In einem Interview geben sie einen ersten Einblick in ihre Arbeit.

Wie sieht ein gewöhnlicher Arbeitstag bei Ihnen aus?

Johannes Herzberg: Sozusagen das Herzstück unserer Arbeit ist die aufsuchende Arbeit. Das heißt, wir suchen Kinder und Jugendliche an ihren Treffpunkten auf. Dazu gehört das Formulieren von Freizeitangeboten, gemeinsam Projekte zu planen und Probleme zu klären. Wir stecken da aber natürlich noch in den Kinderschuhen und sind sehr darauf angewiesen, dass sich die Kids “mit uns abgeben“. Das Angebot der Mobilen Jugendarbeit zielt ja vor allem auf diejenigen ab, die eher nicht so gut in herkömmlichen Angeboten eingebunden sind. Ein Teil unseres Tages geht darüber hinaus für Organisatorisches drauf – Angebote planen, Beratung mit anderen Fachkräften und so weiter.

Was sind die größten Herausforderungen bei Ihrer Arbeit?

Matthias Klein: Unser Alltag ist davon geprägt, dass jeder Tag etwas anders geplant werden muss und ein hoher Grad an Flexibilität nötig ist. Auch ist das Ansprechen einer Gruppe Jugendlicher ist manchmal mehr, manchmal weniger leicht. Da hilft es mir, im Team zu arbeiten. Um eine gute Beziehung aufzubauen, braucht es Zeit und Geduld.

Johannes Herzberg: Ja und wenn wir von den Problemen und Herausforderungen der Kinder und Jugendlichen erfahren, gibt es häufig auch keine schnelle Lösung. In der aufsuchenden Arbeit kostet es mitunter viel Geduld, bevor erste Ergebnisse zu sehen sind.

Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß?

Matthias Klein: Teenagern ein Vorbild zu sein, ihnen Orientierung zu geben, empfinde ich als sehr erfüllend. Ebenso das Konzipieren von Freizeit- und Projektangeboten. Und natürlich: Skaten, Tischtennis, Klettern und Slacklinen machen zusammen einfach Spaß.

Johannes Herzberg: Das finde ich auch. Es ist eine große Freude zu sehen, wie Jugendliche mit Kindern zusammen Fußball spielen und aufeinander achtgeben.

Wie ergänzen Sie sich im Team gegenseitig?

Johannes Herzberg: Wir beide konzentrieren uns bei all unseren Aktivitäten auf das Wesentliche und sind teilweise sehr spontan, das klappt ausgesprochen gut. Ansonsten haben wir recht unterschiedliche Kompetenzen und ergänzen uns dabei hervorragend. Ich habe zum Beispiel auch Erfahrung im IT-Bereich, Matthias ist top in Sachen Kreativ- und Bewegungsangebote.

Matthias Klein: Genau. Deshalb denken wir auch gerade über ein übergreifendes Projekt nach, bei dem zunächst Portraits fotografiert, dann mit einem Bildbearbeitungsprogramm bearbeitet und schließlich im Pop Art Stil gemalt werden.

Wie sind die Jugendlichen, die Sie in Oranienburg treffen, so drauf?

Johannes Herzberg: Das Bild der Öffentlichkeit des „Jugendlichen“ ist häufig geprägt von Schlagzeilen, die in der Presse zu lesen sind. Ich denke, dass es den „Jugendlichen“ so nicht gibt. Die Jugendlichen, die ich draußen treffe, sind meist einfach genauso drauf, wie Teenager an anderen Orten der Welt auch – mit der ganzen Bandbreite menschlichen Verhaltens: Sie hängen gerne zusammen ab, spielen Fußball, erfreulicherweise häufig auch mit uns, sind manchmal zu gerne zu laut und manchmal schwänzen sie auch die Schule. Ich war überrascht, wie zugänglich, höflich und respektvoll die Kinder und Jugendlichen in Oranienburg sind. Generationenkonflikte waren für mich eher selten bis gar nicht zu spüren. Ich denke, dass die Menschen – so auch die Jugendlichen – ihre Stadt sehr mögen und hier gerne wohnen.