Seiteninhalt

Radioaktive Altlasten

Bürgerinformation zu radioaktiven Altlasten im Stadtgebiet von Oranienburg

 

Historie
  • In den Auerwerken an der Lehnitzstraße wurden bis 1945 mit Monazitsanden Thoriumkonzentrate hergestellt, die u. a. durch das südlich von Eden ansässige Unternehmen Berliner Glasglühwerke Goetschke AG zu Straßenbeleuchtungszwecken weiterverarbeitet wurden. Gleichzeitig fanden in den Auerwerken Forschungsarbeiten im Rahmen des deutschen Uranprogramms statt. Durch die Kriegshandlungen sind die Produktionsstätten in Oranienburg vollständig bei Bombenangriffen zerstört worden. Ausgangsstoffe, Zwischenprodukte und Reststoffe sind dadurch in die Umwelt gelangt. In den Nachkriegsjahren haben während der Aufräumarbeiten unkontrollierte Erd-, Bauschutt- und Baustoffverlagerungen stattgefunden, welche zur Verschleppung radioaktiver Stoffe im Stadtgebiet geführt haben.1

 

Ausgangslage
  • Die betroffenen Flächen weisen eine über dem geogenen Niveau liegende erhöhte Konzentrationen an Thorium und / oder Uran sowie deren Folgenuklide auf. Diese Flächen werden als „radioaktive Altlastflächen“ bezeichnet. Das auf diesen Flächen lagernde Altlastmaterial besteht hauptsächlich aus Boden, teilweise auch aus Bauschutt und Asphaltmaterial.

  • Flächen, die noch nicht hinreichend untersucht wurden, für die aber auf Grund von bestimmten Anhaltspunkten der Verdacht auf eine derartige Belastung besteht, werden „radioaktive Altlastverdachtsflächen“ genannt.

  • Die radioaktiven Altlast- und Altlastverdachtsflächen werden vom Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit, Dezernat V4 (LAVG/V4) auf Grundlage des Strahlenschutzgesetzes und der Strahlenschutzverordnung erfasst und bewertet.  Hierbei erhielt das LAVG/V4 1997 vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) Unterstützung. Das BfS hat die vom Boden ausgehende Strahlung gemessen. Im Ergebnis konnte für das gesamte Stadtgebiet eine Übersicht erstellt werden, welche die Gebiete mit erhöhten Gehalten an natürlichen Radionukliden erfasst. Diese Übersicht sowie weitere Erkenntnisse aus unterschiedlichen Untersuchungen dienen dem LAVG/V4 als Arbeitsgrundlage.

 

Verfahren   
  • Das LAVG/V4 wird als Träger öffentlicher Belange bei Bauvorhaben in der Stadt beteiligt. Besteht für die jeweiligen Flächen ein Altlastverdacht oder handelt es sich um eine bekannte Altlastfläche, ist die Bautätigkeit messtechnisch zu überwachen. Diese Überwachung dient der Absicherung des Bevölkerungs- und Umweltschutzes sowie der Einhaltung der strahlenschutzrechtlichen Vorschriften insbesondere in Bezug auf die Entsorgung von anfallendem Material.
     
  • Die radiologische Altlastensituation im Stadtgebiet ist noch nicht vollständig geklärt. Sowohl das LAVG/V4 als auch die Stadt Oranienburg und andere Flächeneigentümer führen deshalb Erkundungsmessungen auf Flächen mit radiologischem Altlastverdacht durch. Im Ergebnis dessen sind bei festgestellter radioaktiver Belastung Schutz- und Beschränkungsmaßnahmen bzw. Sanierungsmaßnahmen zu ergreifen.
     
  • Das LAVG/V4 führt ein Kataster zur Erfassung der radioaktiven Altlast-/ Altlastverdachtsflächen im Stadtgebiet von Oranienburg. Rechtliche Grundlage hierfür ist das Strahlenschutzgesetz.

  • Flächeneigentümer, die eine Auskunft zur aktuellen Einstufung ihres Grundstücks in Bezug auf radioaktive Altlasten wünschen, können sich an das LAVG/V4 wenden. Für das Auskunftsersuchen ist ein Eigentümernachweis beizufügen.

 

1) Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Spyra: Gutachten Nr. 705 Mittel- und langfristige Konzeption der Kampfmittelräumung in Oranienburg-Begutachtung zur Abwehr von Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung unter Berücksichtigung der Aspekte Wirtschaftlichkeit und Verhältnismäßigkeit, 12.Februar 2008