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Aktive Stadt- und Ortsteilzentren (ASZ)

Innenstädte, Stadtteilzentren und Ortskerne haben eine herausragende Bedeutung für die Zukunft unserer Kommunen. Negative Veränderungen in ihrem Zustand und ihrer Ausstrahlung, insbesondere bei Leerstand gewerblicher Immobilien, wiegen für eine Kommune schwerer als solche in weniger fokussierten Quartieren. Deshalb unterstützt das 2008 aufgelegte Bund-Länder-Programm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ die Kommunen dabei, die städtebaukulturelle Substanz, die städtebauliche Funktionsfähigkeit, die soziale Vitalität und den kulturellen Reichtum der Zentren zu erhalten und weiterzuentwickeln. Die Stadt Oranienburg wurde 2014 in das Bund-Länder-Programm „Aktive Stadtzentren“ (ASZ) aufgenommen.

Die gebietsbezogenen Entwicklungsziele und Vorhaben für das Programm ASZ wurden in der integrierten Zielplanung vom März 2014 definiert. Die Zielplanung basiert auf mehreren Planungen, Konzepten und Erhebungen:

  • Integriertes Stadtentwicklungskonzept (Stand 2019), zweite Fortschreibung, beschlossen in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 29.04.2019
  • Sanierungsziele für das Sanierungsgebiet „Innenstadt“ (Rahmenplanung 08/2006)
  • Einzelhandelskonzept (Stand 2016)
  • Aktuelle Bestandserfassung (Stand 01/2016)
  • Kita- und Schulentwicklungsplanung mit Perspektive bis 2027 (Stand 12/2015)

Ausgewählte Entwicklungsziele

Funktionale Stärkung der historischen Innenstadt als zentraler Standort für Einzelhandel, Dienstleistungen, Gastronomie und Kultur

Unter anderem kommt dabei einer baulichen Entwicklung der historischen Mitte auf den durch die massiven Kriegszerstörungen südlich des Schlosses bis heute vorhandenen ungenutzten Bauflächen eine zentrale Rolle zu. Mit der Errichtung der Stadtbibliothek konnte ein erster Baustein aus Mitteln des EFRE-Programms bereits realisiert werden. Mit der Abkehr von der Planungsabsicht, hier eine großflächige Einzelhandelseinrichtung mit mehr als 1.000 m² Verkaufsfläche zu errichten eröffnet sich die Chance, in der nun geplanten Kombination von kleinteiligeren Handels-, Dienstleistungs- und Büroflächen mit Wohnen lebendige und innenstadtadäquate Nutzungen zu etablieren.

Erhaltung und Stärkung der Wohnfunktion im Zentrum einschließlich Anpassung der sozialen Infrastruktur Oranienburg verfügt im unmittelbaren Stadtzentrum über zahlreiche Potenzialflächen für den Wohnungsbau. Gleichzeitig ist eine verstärkte Nachfrage nach Wohnraum unterschiedlicher Formen und Preissegmente zu verzeichnen.

Mit der Erschließung und Neubebauung von Flächen östlich der Havel und der begonnenen Umnutzung des Speicherareals am Louise-Henrietten-Steg zu Wohnzwecken sind derzeit zwei wichtige Projekte für die Stärkung der Wohnnutzung im Zentrum in Umsetzung. Darüber hinaus gilt es, die sonstigen Potentialflächen südlich des Schlosses und östlich des Fischerweges zügig zu entwickeln. Dazu gehört auch die Errichtung der notwendigen sozialen Infrastruktur in der Innenstadt, um das Wohnen hier insbesondere für junge Familien attraktiv zu machen.


Unterstützung der Händlerschaft und lokaler Initiativen sowie Einbeziehung privater Akteure in den Aufwertungsprozess

Für die Stärkung und Belebung der Innenstadt ist die Unterstützung der Händlerschaft sowie das Engagement von lokalen Akteuren und Bewohnern unabdingbare Voraussetzung. Bestehende Netzwerke müssen in die Gebietsentwicklung einbezogen, das Engagement der Akteure vor Ort gefördert und kooperative Prozesse verstetigt werden. Eine professionelle Begleitung durch das 2015 etablierte Geschäftsstraßenmanagement sowie die Einrichtung eines Verfügungsfonds zur Unterstützung kleinteiliger Aufwertungsmaßnahmen und nicht investiver Maßnahmen wirkt hier bereits ausgesprochen positiv und soll auch in den Folgejahren fortgeführt werden.


Aufwertung und funktionale Ergänzung des öffentlichen Raums von Bahnhof und Bahnhofsumfeld

Der Bahnhof Oranienburg hat sich wegen der intensiven Pendlerbeziehungen von und nach Berlin sowie in das Umland der Stadt zu einem hoch frequentierten Bereich und einem wichtigen Verknüpfungspunkt von ÖPNV und Individualverkehr entwickelt. Dem werden nicht nur die P+R und B+R-Angebote nicht mehr gerecht. Auch die Situation in Bezug auf die Bushaltepunkte unmittelbar vor dem Empfangsgebäude des Bahnhofs ist unbefriedigend. Daher liegt ein Schwerpunkt der städtebaulichen Entwicklung in den kommenden Jahren auf einer gestalterischen und funktionalen Neuordnung des Bahnhofsvorplatzes und -umfeldes sowie einer Verbesserung der Angebote für den Radverkehr und die weiter zunehmende Nachfrage an P+R-Plätzen.

Beschreibung ausgewählter Maßnahmen

Entwicklung Bahnhofsumfeld

Zentrales Thema ist die Neuordnung des Bahnhofsumfeldes, für die bereits ein städtebauliches Konzept vorliegt. Das Konzept sieht folgende, in mehreren Bauabschnitten zu realisierende, kurz- bis mittelfristige Einzelmaßnahmen vor:

  • Neubau einer Fahrradabstellanlage für etwa 1.000 Fahrräder südlich des Empfangsgebäudes
  • Verlagerung und Erweiterung der Bushaltestellen am Bahnhof
  • Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes
  • Erweiterung des P&R-Parkplatzes mit 164 Stellplätzen

In einem ersten Bauabschnitt soll die Errichtung der Fahrradabstellanlage vorgetrieben werden, da dies die Voraussetzung dafür ist, die Bushaltestellen auf die Flächen nördlich des Bahnhofs zu verlagern und den Bahnhofsvorplatz neu zu gestalten. Die Umsetzung der übrigen Einzelmaßnahmen hängt von deren Finanzierbarkeit ab.

Wichtiges mittel- bis langfristiges Planungsziel für den Bahnhof bleibt aus Sicht der Stadt darüber hinaus die Verlängerung des Bahnsteigtunnels bis in die Oststadt sowie die Schaffung eines zweiten südlichen Zugangs zu den S- und Regionalbahnsteigen.


Unterstützung der Händlerschaft und der lokalen Akteure

Die die Einbindung der Händler und Innenstadtbewohner erfordert eine professionelle, hauptamtliche Koordinierung und Begleitung. Diese wird seit August 2015 durch das Geschäftsstraßenmanagement sichergestellt. Es hat vor allem die die Aktivierung und Vernetzung der gewerblichen Akteure, die Förderung der kulturellen Belebung der Stadt sowie die Stärkung des Images und der Funktionalität der Innenstadt zum Ziel.

Die Auswahl des Geschäftsstraßenmanagers erfolgte unabhängig von der Stadt und interessensneutral durch die Händlervereinigung. Innerhalb eines Jahres konnten unter anderem mit der Citygemeinschaft Oranienburg e.V., der Tourismus & Kultur Oranienburg gGmbH, der IHK Potsdam sowie dem Tourismusverein Oranienburg & Umland e.V. wichtige Kooperationspartner zur Profilierung der Innenstadt gewonnen werden. Durch den Geschäftsstraßenmanager werden quartalsweise offene Innenstadttreffs organisiert, zu denen die Händlerschaft und weitere Akteure eingeladen sind, um beispielsweise öffentlichkeitswirksame Aktionen (geplant ist unter anderem die Herausgabe eines Shoppingführers) und Veranstaltungen zu besprechen und zu organisieren.


Mithilfe des Verfügungsfonds sollen neben den bereits aktiven auch neue Akteure und Partner für die Innenstadtentwicklung gewonnen und in die Finanzierung von Maßnahmen eingebunden werden. Die Bereitschaft der Innenstadtakteure und der Bedarf an Kofinanzierung haben sich in Gesprächen des Geschäftsstraßenmanagers mit der Händlerschaft bestätigt. Die Motivation der Akteure, die Begleitung bei der Antragsstellung bis hin zur Abrechnung ist Aufgabe des Citymanagers. Eine entsprechende Richtlinie und der Innenstadtbeirat als lokales Gremium zur Vergabe der Mittel sind bereits vorhanden.

Konkret unterstützt wird u.a. die Einrichtung eines kostenfreien WLANs in der Innenstadt durch die Stadtwerke, ebenso wie verschiedene Veranstaltungen und beispielhafte Musterwerbeanlagen gemäß der Werbeanlagensatzung der Stadt Oranienburg.


Modernisierung und Instandsetzung von Gebäuden, Errichtung von Gemeinbedarfseinrichtungen

Die Modernisierung und Instandsetzung von Gebäuden ist neben der Aufwertung der öffentlichen Räume und der nicht-investiven Programmkomponente ein wichtiger Baustein zur Stärkung des Zentrums. Hierbei geht es vor allem darum, noch nicht sanierte, stadtbildwirksame Gebäude oder Baudenkmale instandzusetzen und sie dem Gewerbe- bzw. Wohnungsmarkt zuzuführen.

Ein weiterer Schwerpunkt bildet die notwendige Erweiterung der sozialen Infrastruktur. Durch die Einwohnerentwicklung in Verbindung mit der geplanten Verdichtung des Wohnens in der Innenstadt durch die Neubebauung des südlichen Schlossareals und des Fischerweges wird in der Innenstadt eine neue/zusätzliche Kita mit ca. 125 Betreuungsplätzen benötigt. Diese Kita soll ganz bewusst nicht am Rande oder außerhalb, sondern in der Innenstadt angesiedelt werden, weil das zum einen für kurze Wege von Kindern und Eltern sorgt und zum anderen ganz erheblich zur Belebung der Innenstadt beitragen wird.