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15.12.2022

Große Schritte für ein großes Ziel: Oranienburg hat jetzt ein Klimaschutzkonzept

Klimaneutral bis 2040, so lautet das große Ziel, das sich Oranienburg für den gesamten Stadtbereich gesetzt hat. Die Stadtverwaltung soll sogar schon ab dem Jahr 2035 vollkommen klimaneutral arbeiten. Konkret heißt das, dass das Klima durch die Gesamtheit der Handlungen in der Stadt beziehungsweise Stadtverwaltung nicht negativ beeinflusst wird. Gelingen soll das mit Hilfe des städtischen Klimaschutzkonzepts, das am 12. Dezember von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurde.

Das Konzept beschreibt 47 Maßnahmen, mit denen die Havelstadt in den nächsten Jahren klimaneutral werden soll. Bis zum fertigen Klimaschutzkonzept war es ein langer Weg. 15 Monate lang stimmte sich Johanna Hornig, in der Stadtverwaltung zuständig für den Klimaschutz, mit den verschiedenen Fachämtern und kommunalen Unternehmen über Ideen und Ziele ab. Die Bürgerinnen und Bürger konnten bei einem Beteiligungsworkshop ebenfalls ihre Wünsche und Ideen für ein klimafreundliches Oranienburg einbringen. Nachdem das Konzept in den Fachausschüssen vorgestellt wurde, erteilte die Stadtverordnetenversammlung am 12. Dezember den Beschluss zu seiner Umsetzung.

Die festgelegten Maßnahmen beziehen sich auf alle Bereiche des städtischen Lebens wie Verkehr, Strom- und Wärmeerzeugung sowie Stadtentwicklung. Eines der wichtigsten Themen ist die Entwicklung einer kommunalen Wärmeleitplanung und eine fortschreitende Umstellung der Stadtwerke auf Erneuerbare Energien. In Frage kommen dafür vor allem Solarenergie, Erdwärme und Biomasse. Viele Haushalte der Stadt werden über Fernwärme versorgt, die in den Blockheizkraftwerken der Stadtwerke bei der Stromerzeugung mit Gas gewonnen werden. Da sie mit Kraft-Wärme-Kopplung arbeitet, bei der Strom und Wärme gemeinsam produziert werden, ist Fernwärme schon per se klimafreundlicher als normale Gasnetze. Langfristig soll Oranienburgs Fernwärmenetz noch grüner werden, indem für die Strom- und Wärmeproduktion erneuerbare Energiequellen genutzt werden.

Auch dezentral sollen die Oranienburger in Zukunft mit klimafreundlicher Wärme versorgt werden. Die Wärme wird dabei direkt am Gebäude oder in dessen Nähe erzeugt, zum Beispiel mit einer Wärmepumpe oder Solarthermieanlage.  Dafür müssen allerdings auch geeignete Speichermöglichkeiten geschaffen werden, die die Energie längere Zeit einlagern können. Beim Bau neuer Stadtquartiere sollen diese Voraussetzungen von Anfang an berücksichtigt werden.

Für eine klimafreundliche Strom- und Warmwassererzeugung will die Stadt Oranienburg den Bau von Photovoltaikanlagen auf Dächern und Freiflächen vorantreiben. Nimmt man eine Analyse des Landes anhand von Luftbildern des Stadtgebietes zur Grundlage, könnten allein die PV-Anlagen auf den Dächern der Stadt einmal knapp 290.000 Megawattstunden Strom im Jahr liefern. Im Moment schafft es Oranienburg jährlich auf etwa 17.700 Megawattstunden Strom aus Sonnenenergie. Die WOBA plant bereits, die Statik einiger ihrer Gebäude zu erhöhen, um weitere PV-Anlagen auf den Dächern installieren zu können. Außerdem wollen die Stadtwerke prüfen lassen, wo und wie sich in Oranienburg eine Windkraftanlage sowie Tiefenbohrungen zum Gewinn von Erdwärme realisieren lassen. Aus Windkraft könnten rund 120.000 Megawattstunden Strom gewonnen werden. Als Standort für die Windräder käme beispielsweise das Waldgebiet zwischen Lehnitz und Schmachtenhagen in Frage. Um die im Erdboden gespeicherte Wärme (auch Geothemie genannt) zum Heizen nutzen zu können, müssen Bohrungen in mindestens 100 Metern Tiefe vorgenommen werden. Mehr als 422.000 Megawattstunden Energie könnten durch das Verfahren gewonnen werden.

Mit der Umstellung der Wärme- und Stromerzeugung auf Erneuerbare Energien ist es aber nicht getan. Um die großen Klimaziele der Stadt zu erreichen, muss auch der Verkehr in den Blick genommen werden. Das heißt vor allem: weniger Auto fahren. Die Stadtverwaltung will mit gutem Beispiel vorangehen und ihr Angebot an herkömmlichen Dienstfahrzeugen nach und nach zu Gunsten von Fahrrädern reduzieren. Kurze Wege lassen sich schließlich auch mit dem Rad zurücklegen. Die motorisierte Fahrzeugflotte wird bereits seit einigen Jahren auf Erdgas- und E-Autos umgerüstet. Das Gleiche gilt künftig für Neuanschaffungen von PKWs für die Feuerwehr und den Stadthof. Darüber hinaus will die Stadt ein Konzept für Fuß- und Radwege erstellen, die Straßenlampen und Beleuchtungen in den städtischen Gebäuden vollständig auf LEDs umstellen, einen Kriterienkatalog für klimaneutrales Bauen entwickeln und ein Konzept für die energetische Sanierung bestehender Gebäude und Stadtquartiere erstellen lassen.

Große Aufgaben, die auch mehr Personal erfordern. Die Stadtverwaltung möchte demnächst jeweils eine Stelle für ein Energie- sowie ein Mobilitätsmanagement einrichten. Die Stadtwerke haben ihr Personal bereits aufgestockt, auch die WOBA schafft neue Stellen. Insgesamt werden die Umsetzungskosten für das Klimaschutzkonzept auf rund 9,4 Millionen Euro geschätzt. Noch nicht berücksichtig sind dabei die Maßnahmen zur Umsetzung der kommunalen Wärmeleitplanung. Viel Geld, das aber gut investiert wird – in ein zukunftsfähiges Oranienburg, in dem auch künftige Generationen gut und gerne leben.