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20. Jahrhundert

Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sich Oranienburg zu einer prosperierenden Industrie- und Villenstadt entwickelt. Die naturreiche Landschaft, zum Beispiel rund um den Lehnitzsee, wurde eine beliebte Sommerfrische für die Berliner Stadtbevölkerung.

Diverse Ausflugslokale, Seeterrassen und ein reger Touristenschiffsverkehr belebten den Ort zu dieser Zeit und ließen ihn den Geist der „goldenen Zwanziger" atmen.

Doch in den 30er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts folgte der tiefe Fall der Stadt, verbunden mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Mitten im Zentrum Oranienburgs wurde eines der ersten Konzentrationslager Deutschlands angelegt. 1935 errichtete das faschistische Regime das KZ Sachsenhausen als Muster- und Ausbildungslager. Auch die zentrale „Inspektion der Konzentrationslager" (IKL) im Reich hatte ihren Sitz von 1938 bis 1945 in Oranienburg. In den Konzentrationslagern waren insgesamt mehr als 200.000 Menschen inhaftiert und Zehntausende, wie der bekannte Dichter Erich Mühsam, wurden ermordet.

Von 1945-1950 wurde das Gelände des KZ Sachsenhausen als sowjetisches Speziallager zur Inhaftierung von Naziverbrechern genutzt, aber auch viele unschuldige Menschen wurden dort Opfer stalinistischer Willkür. Unter den 12.000 Opfern des Speziallagers war auch der berühmte Schauspieler Heinrich George. Während der DDR-Zeit wurde das Gelände des KZ Sachsenhausen im Jahr 1961 zur nationalen Mahn- und Gedenkstätte. Nach dem Zusammenbruch der DDR wurden die Gedenkstätte und das Museum Sachsenhausen Teil einer von Bund und Land gemeinsam finanzierten Stiftung Brandenburgischer Gedenkstätten. Die historischen Gebäude und Relikte des Lagers sind heute „Garanten der Erinnerung".

Seine Funktion als Sitz von chemischer Industrie und Rüstungsbetrieben wurde Oranienburg zum Ende des Zweiten Weltkriegs zum Verhängnis. Sie machten die Stadt zu einem vorrangigen Ziel der Luftangriffe der Alliierten. Große Teile der Stadt wurden durch Bombenschäden zerstört. Die unzähligen Bomben stellen noch heute ein großes Problem für die Stadtentwicklung dar.

In direkter Nähe zum Stadtteil Reinickendorf im damaligen Westteil des geteilten Berlins lag Oranienburg während der Zeit der DDR im Schatten der Berliner Mauer. Nach dem Fall der Mauer 1989 wurde diese durchbrochene Metropolen-Umland-Beziehung zu Berlin wieder hergestellt. Durch eine optimale Anbindung mittels Bahn und Straße profitiert Oranienburg heute wieder sehr von der Nähe zu Berlin, der pulsierenden Hauptstadt.

Die Stadt selbst hat ebenfalls enorme Anstrengungen unternommen, um das durch den Zweiten Weltkrieg und die Vernachlässigung in der DDR zerstörte Antlitz wieder aufzupolieren. Heute ist die öffentliche Infrastruktur modernisiert und die Stadtsanierung schreitet zügig voran. Sichtbarstes Beispiel ist die Rekonstruktion des Schlossumfeldes, die Neuanlage des Schlosshafens sowie die Neugestaltung des Schlossparks in Rahmen der Landesgartenschau 2009.

Im Herbst 2010 wurden im Innenhof des Schlosses die Kaiserbüsten wieder aufgestellt und verzieren jetzt das Bild des ältesten Barockschlosses der Mark Brandenburg weiter.