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Herzlicher Empfang für Delegation aus Oranienburg in Kfar Jona (Israel)

Städtepartnerschaft mit Israel macht nach Besuch weitere Fortschritte

Es war gerade noch rechtzeitig vor der sich verschärfenden Corona-Krise: Mitte Februar reiste Bürgermeister Alexander Laesicke mit einer fünfköpfigen Delegation aus Oranienburg nach Kfar Jona in Israel – und kam mit vielen positiven Erfahrungen sowie guten Nachrichten zurück: Die schnell wachsende Stadt in der Nähe des Mittelmeers hat starkes Interesse an einer Städte­partnerschaft mit Oranienburg. Ein geplanter Gegenbesuch musste aber wegen der Corona-Pandemie erst einmal verschoben werden.

Eine fünfköpfige Delegation um Bürgermeister Laesicke (5. von rechts) wurde im Februar von der Bürgermeisterin der israelischen Stadt Kfar Jona, Schoschi Kachlon-Kidor (Mitte), zu Sondierungsgesprächen für eine Städtepartnerschaft empfangen.
Eine fünfköpfige Delegation um Bürgermeister Laesicke (5. von rechts) wurde im Februar von der Bürgermeisterin der israelischen Stadt Kfar Jona, Schoschi Kachlon-Kidor (Mitte), zu Sondierungsgesprächen für eine Städtepartnerschaft empfangen.

Mit einem solchen Empfang hatten die Oranienburger nicht gerechnet: Schon am Eingang des Rathauses von Kfar Jona prangten Transparente mit »Welcome Oranienburg« und dem Oranien­burger Stadtwappen. Nicht weniger herzlich nahm sich der persönliche Empfang durch Bürgermeisterin Schoschana Kachlon-Kidor und ihr Team aus Verwaltung, Bildung und Kultur aus, schnell waren die Stadtoberhäupter bei „Alex“ und „Schoschi“, in Israel liebt man es direkt und unverblümt.

Begleitet wurde der Bürgermeister bei diesem Sondierungsbesuch von seinem Mitarbeiter Wolfgang Hiepen und dem Schulleiter des Oberstufenzentrums, Dieter Starke, der den Kontakt nach Kfar Jona hergestellt hatte.  Auf eigene Kosten hatten sich Philipp Gall von den Wirtschaftsjunioren, Klaus-Dieter Grote  als Pressevertreter (Oranienburger Generalanzeiger) und Bäckermeister Karl-Dietmar Plentz angeschlossen. Der schaffte es auch prompt, mit sehr persönlichen Worten zur deutsch-jüdischen Vergangenheit sowie Bibelzitaten auf Hebräisch, alle anwesenden Herzen zu erwärmen. Als der Bürgermeister dann noch von seiner 5.521 km umfassenden Radtour von Oranienburg zur Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem im Jahr 2004 berichtete, bei der er von Gefangenen im Klinkerwerk des KZ Sachsenhausen gefertigte Steine dem Museum überbrachte, war das Interesse groß und seine Intentionen schnell geklärt und untermauert. Denn, so wichtig ihm persönlich die Auseinandersetzung mit der deutsch-jüdischen Vergangenheit auch sei, liege ihm vor allem die lebendige Begegnung mit Juden am Herzen, „und wo geht das besser als im jüdischen Staat“. „Wenn ich an Juden denke, möchte ich nicht zuerst an den Holocaust denken“, erläuterte Laesicke, „sondern an Freunde“. Ihm selbst sei das durch persönliche Freundschaften gelungen, doch er wolle dies auch möglichst vielen Oranienburgern ermöglichen.

 

»Wenn ich an Juden denke, möchte ich nicht zuerst an den Holocaust denken, sondern an Freunde«.
Bürgermeister Alexander Laesicke

 

An der Umsetzung dieses Vorhabens arbeitet seit mehreren Jahren bereits der Schulleiter des Georg-Mendheim-Oberstufenzentrums, Dieter Starke. Er ist quasi der Urheber der aktuellen Annäherung zwischen Oranienburg und Kfar Jona, denn das OSZ unterhält bereits eine äußerst aktive und bei den Schülern auf beiden Seiten sehr beliebte Schulpartnerschaft mit der Highschool „Isch Schalom“. Und so verwundert es auch nicht, dass im Anschluss an die Einführungsrunde im Rathaus Besuche in zwei Schulen auf dem Programm standen, darunter natürlich auch die Partnerschule. Auch hier Willkommenstransparente und ein herzlicher Empfang sowie beeindruckende Darbietungen der Schülerschaft, Einblicke in den Unterricht – z. B. in den für alle Schüler verpflichtenden Arabisch-Unterricht –, Gespräche mit begeisterten Schülern, die bereits in Oranienburg waren. Besonders beeindruckend: Die Robotics-AG, die bereits internationale Preise gewonnen hat und durch die Stadt ein eigenes Gebäude erhielt. Darin konnten den Gästen selbstgebaute, fahrende Roboter präsentiert werden, die Bälle einsammelten und diese zielsicher im Basketballkorb „versenkten“. Der technische Nachwuchs in der „Start-up-Nation“ Israel wird früh auf breiter Basis gefördert.
 


YouTube-Video aus Kfar Jona (Frühjahrsgrüße in Corona-Zeiten)

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Das Video der Stadtverwaltung Kfar Jona mit Grüßen an die Bürger/innen zu den Frühjahrsferien gibt einen optischen Eindruck der sich schnell entwickelnden Stadt – und spiegelt die Situation in der aktuellen Corona-Pandemie wider. »יחד נעבור גם את זה« – der hier immer wieder gezeigte hebräische Slogan wird »Jachad na’avor gam ät säh« ausgesprochen und bedeutet etwa »Gemeinsam werden wir auch das überstehen«. Das hinterlegte Lied ist eine Coverversion des israelischen Songs »Jachad / Schir la'Ahava« (Gemeinsam / Lied für die Liebe). | >> Videolink


 

Dass Bildung der Bürgermeisterin Schoschi Kachlon-Kidor am Herzen liegt, wurde bei den Besuchen mehr als deutlich. Und dafür gibt es auch gute Gründe: Kfar Jona ist eine junge Stadt mit einem enorm hohen Anteil an Kindern und Jugendlichen. Industrie gibt es in der Stadt, die sich von aktuell 25.000 auf sage und schreibe 80.000 Einwohner in 15 bis 20 Jahren erweitern will, nicht. Ihr Kapital sind die gute Verkehrslage sowie Bildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen.

Neben dem erfolgreichen Besuch in Kfar Jona, der mit einer gern angenommenen Gegeneinladung nach Oranien­burg endete, gab es an den Folgetagen viele weitere Programmpunkte. So nahm die Delegation an der internationalen Konferenz „MuniWorld“ des israelischen Gemeindebundes teil und traf auch zahlreiche Bürgermeister und Delegationen aus Deutschland. Ein Treffen mit der Bürgermeisterin von Netanja, der am Mittelmeer gelegenen Nachbarstadt von Kfar Jona, stand ebenso auf dem Programm wie Besuche der Außenhandelskammer und von Start-ups.

In Tel Aviv besuchte der Bürgermeister die Holocaust-Überlebende Regina Steinitz, deren Mann Zwi vor einigen Monaten verstorben ist. Beide waren oft in Oranienburg, um als Zeitzeugen in Schulen zu berichten. In Jerusalem traf die Delegation die Oranienburger Abiturientin Hanna Safarov, die im Rahmen der „Aktion Sühnezeichen“ einen einjährigen Friedensdienst in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und in einem Altenheim leistet.

Auch wenn der Gegenbesuch im Juni vorsichtig auf August verschoben werden musste, ließ der Bürgermeister seine Amtskollegin per Videobotschaft wissen, dass Corona zwar bremsen, „aber nicht mehr zerstören kann, was uns jetzt schon verbindet“.  |

 

 


HINTERGRUND


Wappen der Stadt Kfar Jona (Israel)
Wappen der Stadt Kfar Jona (Israel)

Kfar Jona (Israel)

כפר יונה (ישראל)

 

Kfar Jona ist eine Gemeinde (seit 2014 mit Stadtrecht) in der Scharon-Ebene im Zentralbezirk von Israel, östlich an die Mittelmeerstadt Netanja angrenzend und ca. eine halbe Stunde Autofahrt von der Metropole Tel Aviv entfernt gelegen. Sie hat zurzeit ca. 25.000 Einwohner, will in den nächsten 15 bis 20 Jahren aber auf gut 80.000 Einwohner anwachsen. Rund um die Stadt finden sich Orangenplantagen und Landwirtschaft. Durch die günstige Verkehrslage ist die Stadt vor allem attraktiv für Familien mit Kindern, die in den großen Ballungszentren keinen angemessenen Wohnraum mehr finden – fast 40 Prozent der Bevölkerung sind unter 20 Jahre alt.

Gegründet wurde Kfar Jona 1932. Jean („Jona“) Fischer, ein belgischer Zionist, kaufte dieses und weitere Gebiete seinerzeit, um sie landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Nach ihm ist die Stadt benannt. „Jona“ heißt auch Taube, Kfar ist das hebräische Wort für Dorf.

Website: http://kfar-yona.muni.il (in hebräischer Sprache)

 

 

02.03.2020