Umfangreiche Veranstaltungsreihe zum 90. Todestag von Erich Mühsam
»Sich fügen heißt lügen!« – nach diesem Motto lebte der Schriftsteller Erich Mühsam, zu dessen 90. Todestag eine große Veranstaltungsreihe in Oranienburg stattfindet. Los geht es am 21.6. mit der Eröffnung einer Ausstellung zu seinem Leben und Werk.
Ende der kommenden Woche startet eine umfangreiche Veranstaltungsreihe zum 90. Todestag des Schriftstellers Erich Mühsam, der auch Kontakte nach Oranienburg-Eden hatte und von der SS im KZ Oranienburg ermordet wurde. Ein Kreis von Menschen aus dem Kulturverein Alte Mosterei Eden e.V., dem Demokratieforum Oranienburg, dem Förderverein der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen e.V. sowie der Erich Mühsam-Gesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt, an den 90. Todestag des Schriftstellers mit diesem Veranstaltungsreigen zu erinnern.
Ausstellung zu Leben und Werk
In der Stadtverwaltung kann vom 21. Juni bis zum 27. Juli eine Ausstellung besucht werden, die auf mehr als 40 Tafeln zu Leben und Werk Erich Mühsams informiert. Zu sehen ist die Ausstellung in der zweiten Etage von Haus 1 (Schloss) während der regulären Öffnungszeiten (Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr). Der Eintritt ist frei. Die Eröffnung der Ausstellung, die gleichzeitig den Auftakt der Veranstaltungsreihe darstellt, findet am 21. Juni um 18:30 Uhr statt.
Lesung aus seinem Werk
Am 27. Juni lädt die Stadtbibliothek um 18:30 Uhr zu einer Lesung mit dem Titel „Erich Mühsam – Literat, Anarchist, Bürgerschreck“ ein. Entlang von Textpassagen aus dem vielschichtigen Werk Mühsams berichtet Dr. Maurice Schuhmann über das Leben und Wirken des Anarchisten und Literaten (Anmeldung über die Stadtbibliothek, Eintritt frei).
Fachtagung
Eine mehrtägige Fachtagung begibt sich vom 4. bis zum 7. Juli auf eine Suche nach den Spuren des Dichters und geht dabei verschiedenen Fragen nach: Wie kam Erich Mühsam im KZ Oranienburg zu Tode? Wie wird sein Andenken bei der Neugestaltung des Gedenkortes am ehemaligen KZ Oranienburg berücksichtigt? Was waren seine Berührungen mit der lebensreformerischen Bewegung, zu der auch die Siedlungsgenossenschaft Eden zählt? Bei einer Exkursion nach Eden am 7. Juli werden diese und viele weitere Fragen beantwortet. Neben Führungen durch die Eden-Ausstellungen und über das historische Siedlungsgelände wird in einem Vortrag auch die Beziehung Erich Mühsams zu der Siedlungsgenossenschaft Eden beleuchtet. Alle Veranstaltungen der Fachtagung können auch einzeln besucht werden. Das detaillierte Tagungsprogramm sowie Informationen zur Anmeldung finden Sie unter: www.muehsam-in-oranienburg.info/Muehsam/Fachtagung
Gedenkdemonstration
Darüber hinaus findet am 6. Juli eine Gedenkdemonstration für Erich Mühsam statt. Los geht es um 15 Uhr am Bahnhofsplatz, von wo aus gemeinsam zum Gedenkort des KZ Oranienburg in der Berliner Straße gelaufen wird. Ab 16 Uhr wird hier ein Bühnenprogramm aus Musik, Redebeiträgen und Theater geboten. Um 20 Uhr wird das Erich-Mühsam-Gedenken mit einem Konzert im Oranienwerk fortgesetzt. Zu hören sind Gedichte des Autors, die Isabel Neuenfeldt in einer vertonten Version mit dem Akkordeon vorträgt (Anmeldung über das Oranienwerk, Eintritt ab 12 Euro/8 Euro ermäßigt).
Über Erich Mühsam
Erich Mühsam – Schriftsteller, Anarchist, Revolutionär, Freigeist, Bohemian. Das nur 56 Jahre währende Leben Erich Mühsams gleicht einem wilden Ritt durch politische, gesellschaftliche und persönliche Kämpfe: Am 6.4.1878 wurde Erich Mühsam in Berlin geboren und wuchs später in Lübeck auf. Wegen „sozialdemokratischer Umtriebe“ wurde er 1896 vom Gymnasium suspendiert. Es folgte eine Ausbildung zum Apotheker, dem Beruf seines Vaters. Um 1900 entfloh er der bürgerlichen Enge und zog nach Berlin, wo er als freier Schriftsteller arbeitete. Er schrieb für Zeitschriften und tauchte immer tiefer in die anarchistische Bewegung ein. Es folgten Wanderjahre, die ihn u.a. zu der alternativen Gemeinschaft auf dem Monte Verita bei Ascona führten. Über die lebensreformerische Bewegung kam er auch in Kontakt mit der Siedlung Eden in Oranienburg. 1909 zog er nach München, wurde Teil der Schwabinger Boheme und gab die Zeitschrift „Kain“ heraus. Während der Münchner Räterepublik 1918/19 gehörte er zusammen mit Gustav Landauer zu den entscheidenden politischen Akteuren und wurde schließlich festgenommen. Die Zeit der Inhaftierung nutzte Mühsam, um sich kritisch mit den Revolutionsereignissen und dem Marxismus auseinanderzusetzen. Nach seiner Entlassung Ende des Jahres 1924 versuchte er im Berlin der Weimarer Republik vergeblich, linke Kräfte für eine gesellschaftliche Revolution und gegen den aufkommenden Faschismus zu bündeln. Als jüdischer Intellektueller und Anarchist wurde er im Februar 1933 eines der ersten Opfer der Nationalsozialisten. Erich Mühsam veröffentlichte zahlreiche Gedichtbände, Theaterstücke und politische Aufsätze.