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»Aus dem Staube« – Fundstücke aus dem Stadtarchiv

Fundstück: Schloss Friedrichsthal – Abdruck eines zwischen 1699 und 1710 erstellten Kupferstiches. Gefunden wurde er auf Seite 99 der kunsthistorischen Monografie „Oranienburg. Geschichte eines preußischen Königsschlosses“ von Wilhelm Boeck aus dem Jahr 1938.

Wer weiß schon, dass es einst im heutigen Oranienburger Ortsteil Friedrichsthal ebenfalls ein Schloss gab? Der Kupferstich von Jean Baptiste Broebes (ca. 1660–1720) zeigt das Schloss Friedrichsthal, wie es von 1696 bis 1873 tatsächlich existierte, und dazu die so nie verwirklichte Schlossanlage als Entwurf. Das Schloss Friedrichsthal befand sich an der Westseite des heutigen Dorfplatzes, wo heute die Kreuzallee Richtung Dameswalde beginnt. Das einzige erhaltene Original-Bauteil des ehemaligen Lustschlösschens ist das Sandsteinwappen mit dem Spiegelmonogramm Kurfürst Friedrichs III (und späteren ersten Preußenkönigs Friedrich I), das heute noch im Inneren der 1897 eingeweihten Dorfkirche zu besichtigen ist.

Abdruck eines zwischen 1699 und 1710 erstellten Kupferstiches von Schloss Friedrichsthal.
Abdruck eines zwischen 1699 und 1710 erstellten Kupferstiches von Schloss Friedrichsthal.

Zur Glanzzeit des Friedrichsthaler Schlosses (etwa 1699 bis 1713) existierte eine Allee mit direkter Blickachse zum Schloss Oranienburg. Nach dem Tod Friedrich I. im Jahr 1713 wurde das Schloss als Residenz weitgehend aufgegeben und die dazugehörigen Ländereien verpachtet. Ab 1763 nutzte das Amt Friedrichsthal das Schloss als Amtsstube. 1764 erfolgte sogar ein Erweiterungsbau. 1820 wurde das Amt aufgelöst und das Gut schließlich verkauft. Im Jahr 1873 gab der neue Besitzer Fritz Plüddemann  das Schloss auf. Es wurde abgerissen, die Überreste dienten der Bevölkerung in der Folgezeit als „Steinbruch“.

Der Kupferstecher Jean Baptiste Broebes musste seine französische Heimat 1685 im Zuge der Hugenottenverfolgung verlassen und lebte fortan viele Jahre in Preußen. Dort schuf er im Auftrag des brandenburgischen Kurfürsten und späteren preußischen Königs Friedrich I eine Sammlung von Ansichten aller Stadtschlösser, Lustschlösser und königlichen Palais in und um Berlin und Potsdam. Diese 52 Blätter umfassenden „Vues des Palais et Maisons de Plaisance de S. M. le Roy de Prusse“ erschienen 1733 posthum im Kunsthandel von Johann Georg Merz in Augsburg.

 

Erschienen im Oranienburger >> Stadtmagazin vom 26.09.2020 auf Seite 17.