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18.01.2024

Bombensuche in Oranienburg läuft weiter auf Hochtouren

Den Bomben auf der Spur: Zahlreiche Straßen und Grundstücke in Oranienburg wurden im vergangenen Jahr wieder nach Bomben abgesucht, auch in diesem Jahr geht es fleißig weiter. Auch der Termin für die nächste Bombenentschärfung steht.

Auch 2023 hat die Bombensuche die Stadt Oranienburg wieder stark beschäftigt. Zahlreiche Flächen wurden abgesucht, insgesamt zehn Bomben mussten entschärft werden. In diesem Jahr geht es fleißig weiter. Der Maßnahmenplan steht, etliche Absuchen sind geplant.

Schon viel abgesucht

Dutzende Straßen und Grundstücke wurden von den Experten der Kampfmittelräumfirmen in 2023 unter die Lupe genommen – zum Beispiel in Oranienburg-Süd, im Ortsteil Lehnitz, aber auch die Karpfenteiche sowie der Bereich rund um die ehemalige Friedenthaler Schleuse, welcher besonders im Fokus stand und wo bereits drei Bomben entschärft werden mussten. Etwas mehr als die Hälfte der Flächen, die im Stadtgebiet in der Gefahrenlage 10 – also der höchsten Stufe - eingeordnet sind, ist inzwischen abgesucht bzw. gilt als kampfmittelfrei (Stand 31.12.2023). Noch besser sieht es bei den städtischen Grundstücken aus, was auch Kitas und Schulen einschließt: In der Gefahrenlage 10 konnten schon 73 Prozent aller Flächen aus dem Kampfmittelverdacht entlassen werden. Der Blick auf alle Gefahrenlagen zeigt, dass mittlerweile 32 Prozent aller städtischen Grundstücke als kampfmittelfrei gelten.

Zehn Bomben weniger

Von den zehn Bomben, die im vergangenen Jahr in Oranienburg aus der Erde geholt wurden, konnten vier unkompliziert abtransportiert werden. Sie hatten keinen intakten Zünder mehr. Neben kleineren kontrollierten Sprengungen war hingegen die Freilegung und Entschärfung einer 250-kg-Bombe am Weg zur Biberfarm aufwendig, kostenintensiv und kompliziert. „Letztlich ging aber Dank der professionellen, routinierten Arbeit des Kampfmittelbeseitigungsdienstes alles erfolgreich über die Bühne“, so Jan Fielitz, Leiter des Amtes für Brandschutz, wo das Sachgebiet Kampfmittel angesiedelt ist.

Hohe Kosten

Mit insgesamt rund 4,8 Millionen Euro schlug die Suche nach Bomben und deren Bergung im vergangenen Jahr zu Buche. „Wie viel davon bei der Stadt übrigbleibt und wie hoch die Erstattung von Bund und Land ausfällt, steht erst zum Ende des Jahres fest“, so Jan Fielitz. Aber zum Vergleich: Von den fast 3,3 Millionen Euro, die 2022 aufzubringen waren, wurden schließlich 862 000 Euro erstattet.

Viel vor in 2024

2024 steht den Oranienburgerinnen und Oranienburgern am 13. März zunächst einmal eine Bombenentschärfung ins Haus. Die vermutete Bombe liegt auf einem Privatgrundstück im Inselweg, Ortsteil Lehnitz. Darüber hinaus stehen auch wieder mehrere Straßen und Grundstücke auf der Agenda, die abgesucht werden sollen. So zum Beispiel in der Stadtmitte und in Süd. Aber auch in einigen Ortsteilen sind Absuchen geplant.

Hintergrund Kampfmittelbelastung Oranienburg:

Die Stadt war während des Zweiten Weltkrieges ein wichtiger Standort der Rüstungsindustrie und beherbergte die Auer-Werke sowie die Heinkel-Werke. Allein beim schwersten Angriff am 15.3.1945 wurden mehrere tausend Bomben über Oranienburg abgeworfen, darunter sehr viele mit chemischen Langzeitzündern, die bis heute eine große Gefahr darstellen, weil sie noch immer detonieren können. Im 2008 veröffentlichten, so genannten „Spyra-Gutachten“ wurden im Oranienburger Stadtgebiet 10 Gefährdungsklassen definiert, wobei die Gefährdungsklasse 10 die höchste Stufe darstellt und 1 die niedrigste.

Mehr als 250 Bomben werden noch in Oranienburgs Boden vermutet. Doch es geht in großen Schritten voran: 230 Bomben konnten seit der Wende schon aufgespürt und entschärft werden. In den vergangenen zehn Jahren waren es genau 52 Bombenblindgänger, die in der Stadt gefunden, freigelegt und entschärft oder gesprengt wurden. In vielen Fällen kam es zu größeren Evakuierungen, die die Stadt in einen vorübergehenden Ausnahmezustand versetzt haben. Gut gegangen ist am Ende immer alles, selbst als im November 2015 an einem einzigen Tag sogar vier Bomben auf einmal zu entschärfen waren. Daneben werden auch immer wieder viele Munitionsteile, Waffen, Granaten oder Minen gefunden. Diese können mitunter lebensgefährlich sein, deshalb gilt: Hände weg und stattdessen den Notruf unter 110 oder 112 verständigen.