Seiteninhalt
18.01.2024

Einen Freund verloren: Peter Pennings, ehemaliger Vize-Bürgermeister von Vught, ist verstorben

Bestürzung und Trauer löste die Nachricht des zu frühen Todes von Peter Pennings, des früheren Vizebürgermeisters von Oranienburgs niederländischer Partnerstadt Vught, im Oranienburger Rathaus aus. Wie die Familie nach der Beisetzung im engen Kreis kürzlich bekanntgab, verstarb Peter Pennings am 7. Januar im Alter von 74 Jahren.

Peter Pennings
Peter Pennings

»Während seiner Zeit als Beigeordneter und stellvertretender Bürgermeister lernten wir Peter Pennings als äußerst respektablen und engagierten Vertreter von Vught kennen und schätzen, der ein Herz sowohl für die Städtepartnerschaft selbst als auch für die Menschen aus und in Oranienburg hatte« äußerte sich Oranienburgs Bürgermeister Alexander Laesicke sichtlich betroffen in einem Kondolenzschreiben an die Witwe von Pennings.

»Wir sind dankbar für sein aufrichtiges Engagement für die Versöhnung zwischen unseren Völkern – nach all dem Unrecht und Leid, das Niederländer in der Vergangenheit durch Deutsche erfahren haben und das in den Konzentrationslagern unserer beiden Städte am deutlichsten zutage trat«, ergänzte der Bürgermeister.

Stadtverordnetenvorsteher Dirk Blettermann hatte Peter Pennings ebenfalls bei vielen Delegationsbesuchen – auch in den Gedenkstätten der ehemaligen Konzentrationslager Vught und Sachsenhausen – getroffen und ergänzte: »Wir teilten die Überzeugung, dass das Erinnern für die Zukunft wichtig ist, um ein gemeinsames Leben in Frieden und Freiheit führen zu können – das hat uns auch von Herz zu Herz verbunden«. Man sei Peter Pennings dankbar für seinen persönlichen Einsatz und seine beispiellose Gastfreundschaft bei den verschiedenen Besuchen in Vught, betonten Stadtoberhaupt und Stadtverordnetenvorsteher einmütig.

Das Sachsenhausen-Mahnmal im Reeburgpark in Oranienburgs niederländischer Partnerstadt Vught. Peter Pennings war die Erinnerung an die Opfer von Nazi-Deutschland ein Herzensanliegen. Im September 1944 waren die Insassen des KZ Herzogenbusch in Vught nach Sachsenhausen und Ravensbrück deportiert worden. Mehr als 1.400 Niederländer wurden allein im KZ Sachsenhausen ermordet.
Das Sachsenhausen-Mahnmal im Reeburgpark in Oranienburgs niederländischer Partnerstadt Vught. Peter Pennings war die Erinnerung an die Opfer von Nazi-Deutschland ein Herzensanliegen. Im September 1944 waren die Insassen des KZ Herzogenbusch in Vught nach Sachsenhausen und Ravensbrück deportiert worden. Mehr als 1.400 Niederländer wurden allein im KZ Sachsenhausen ermordet.

»Oranienburg hat einen Freund verloren, dessen Andenken wir in Ehren halten werden – und wir alle haben einen feinen Menschen verloren« zeigten sich beide überzeugt. »Aber seine Lieben, seine Familie, werden Peter zweifellos am meisten vermissen.« Der Familie wünschten sie in ihrem Schreiben, dem sich auch Vizebürgermeister Christoph Schmidt-Jansa und Oranienburgs früherer Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke anschlossen, viel Kraft und Stärke bei der Bewältigung dieses großen Verlustes. »Sie sind alle jederzeit in Oranienburg herzlich willkommen!« war die abschließende Botschaft an die Familie. ¬

 

ZUR PERSON

 Peter Pennings: Der Architekt prägte jahrzehntelang Vught in Kommunalpolitik und Stadtverwaltung mit

Als Peter Pennings sich zum 1. Januar 2021 von seiner Funktion als 'Wethouder' (Beigeordneter/Dezernent) und Vizebürgermeister in den Ruhestand zurückzog, konnte er auf gut drei Jahrzehnte kommunalpolitisches Engagement in seiner Heimatstadt Vught und 12 erfolgreiche Jahre an der Stadtspitze zurückblicken.

Der am 7. Januar 2024 im Alter von 74 Jahren deutlich zu früh verstorbene, gebürtige Vughter war studierter Architekt, führte viele Jahre einen örtlichen Unternehmerverband und brachte sich mit viel Sachverstand und Herzblut für die lokale Partei 'Gemeentebelangen' (Gemeindebelange) in die Gestaltung seiner Heimatstadt ein. So hatte er als Beigeordneter eine Reihe von städtebaulichen Projekten zu verantworten, welche das Gesicht von Vught prägten, darunter auch die äußerst gelungene Umwandlung der größten Kirche der Stadt in das beeindruckende Kultur-, Bildungs- und Begegnungszentrum 'DePetrus'. Auch um die Zentrumsbebauung und die erfolgreiche Neuaufstellung der gemeindlichen Wohnungsbaugesellschaft 'Woonstichting Charlotte van Beuningen' hatte er sich verdient gemacht.

Immer mit dem Herzen dabei

Doch was Peter Pennings vor allem ausmachte, war seine Zugewandtheit und Offenheit den Menschen gegenüber. Als »eine herzliche und einfühlsame Persönlichkeit, die immer mit und für andere engagiert war – sogar so sehr, dass er sich manchmal selbst vergaß« beschrieb ihn Vughts Bürgermeister Roderick van de Mortel.

Auch die Städtepartnerschaft mit Oranienburg war ihm wichtig, gegenseitige Besuche von Vereinen sowie Bürgerinnen und Bürgern beider Städte unterstützte er ebenso wie die Delegationsbesuche aus Verwaltung, Politik und Wirtschaft. Man konnte spüren, dass ihm die in den ersten Jahrzehnten nach dem Krieg zunächst schleppende Aussöhnung zwischen Deutschen und Niederländern sehr am Herzen lag. Die Auseinandersetzung mit den  schrecklichen Ereignissen, welche Vught und Oranienburg auf traurige Art verbanden, waren ihm ein besonderes Anliegen und die Erinnerung daran war für ihn ein Schlüssel zu einer dauerhaften, gemeinsamen Zukunft in Frieden und Freiheit.

Städtepartnerschaft inspiriert von KZ-Überlebenden

Denn die Städtepartnerschaft zwischen Vught und Oranienburg war inspiriert von dem niederländischen KZ-Überlebenden Leo van Deene, der beide Städte im Jahr 2000 auch offiziell zusammenbrachte. Van Deene war als junges Mitglied des Widerstands gegen die Nazi-Besatzer in dem von der SS geführten Konzentrationslager Herzogenbusch inhaftiert – das lag aber nicht in der malerischen Festungs- und Provinzhauptstadt Herzogenbusch, sondern in dem ruhigen und wohlhabenden Vorort Vught (gesprochen: Fücht). Als die mehr als 3.000 Insassen des KZ beim Herannahen der alliierten Befreier Anfang September 1944 deportiert wurden, kamen die Frauen nach Ravensbrück und die Männer ins KZ Sachsenhausen. Die dortige Hölle überlebten sehr viele nicht, mehr als 1.400 Niederländer kamen insgesamt in Sachsenhausen ums Leben. Im Vughter 'Reeburgpark' hinter dem historischen Rathaus erinnert ein Mahnmal an die Ermordeten (s. Foto). Die Gedenkfeierlichkeiten dort und in der KZ-Gedenkstätte 'Monument Kamp Vught' waren Peter Pennings stets wichtig, oft stand er dort auch offiziell für die Gemeinde Vught, legte Kränze nieder und hielt Ansprachen. Die erstmalige Teilnahme einer Oranienburger Delegation an der nationalen Gedenkfeier zum 75. Jahrestag der Deportation nach Sachsenhausen begleitete er engagiert – schon auf dem gemeinsamen Marsch entlang des Häftlingsweges bis zum einstigen Erschießungsplatz im Wald flossen bei den Teilnehmern die ersten Tränen, während der Zeremonie trafen sich  leise deutsche und niederländische Hände und griffen fest ineinander. 

Burgundische Lebensart

Ein Kind von Traurigkeit war Peter Pennings deshalb aber nicht, eher ein den Menschen und dem Guten zugewandter, geselliger Zeitgenosse, der einen »burgundischen Lebensstil« pflegte. Mit »burgundisch« bezeichnet man in den Niederlanden die etwas „wärmere“, aufgeschlossenere, vor allem feier- und genussbetontere Lebensart in den südlichen, mehrheitlich katholischen Provinzen. Das kennzeichnet auch und gerade die Provinz Noord-Brabant, in der Vught und die unmittelbar angrenzende Brabanter Provinzhauptstadt Herzogenbusch (ndrl. 's-Hertogenbosch oder kurz Den Bosch, Heimat des berühmten niederländischen Renaissance-Malers Hieronymus Bosch) liegen. Auch in dieser Hinsicht war Peter Pennings ein Kind und ein würdiger Vertreter seiner Heimat.

Oranienburg hat einen Freund verloren

»Die Stadt Oranienburg hat einen Freund verloren« stellte Bürgermeister Alexander Laesicke in einem Kondolenzschreiben an die Familie fest und betonte, dass Peter Pennings nicht nur fehlen wird, sondern in Oranienburg in guter Erinnerung bleiben wird. Seine Familie sei hier immer herzlich willkommen. ¬