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11.02.2020

Kampfmittelbeseitigung: Für 2020 sind wieder zahlreiche Absuchen geplant

Sieben Weltkriegs-Großbomben weniger liegen seit Ende vorigen Jahres in der Oranienburger Erde. Die Bombensuche hat die Stadt 2019 stark beschäftigt. Auch in diesem Jahr müssen die Kampfmittelbeseitiger womöglich wieder eine ruhige Hand beweisen. Zahlreiche Absuchen sind geplant.

Noch immer werden rund 260 Blindgänger im städtischen Boden vermutet. „Aller Wahrscheinlichkeit nach haben nahezu alle dieser Bomben einen chemischen, noch aktiven Langzeitzünder“, erklärt Ordnungsamtsleiterin Sylvia Holm. Sie bilanziert, dassdas zurückliegende Jahr für die Bombensuche in Oranienburg aus mehreren Gründen ein gutes und besonderes war.

Mehrere Bomben entschärft

Nachdem es in 2018 gar keine Entschärfung gab, stand der Kampfmittelräumdienst in 2019 wieder vor mehreren explosiven Herausforderungen. Trotz aller deutlich zu spürenden Einschnitte in das tägliche Leben in der Stadt aufgrund der insgesamt sieben Bombenneutralisierungen in 2019 bleibt ein großes Aufatmen zurück. Auch diese „Monster“, so Bürgermeister Alexander Laesicke, konnten reibungslos unschädlich gemacht werden. Der Aufwand, der vor allem an der Fundstelle im Treidelweg betrieben wurde, war immens und lässt erahnen, wie wohl auch künftig häufiger bei Verdachtspunkten verfahren werden muss. „Es wird immer schwieriger, an die mittlerweile in bis zu sieben Metern Tiefe liegenden Kriegsrelikte heranzukommen“, weiß Stefanie Rose, Dezernentin für Bürgerdienste. Wie diese gefährliche Arbeit der Kampfmittelräumer ganz praktisch aussieht, darüber hat sich im vorigen Jahr sogar Vizekanzler Olaf Scholz in Oranienburg informiert.

Modellregion Oranienburg

Aufgrund seiner starken Bombenbelastung trägt Oranienburg seit 2019 den bundesweit einzigartigen Titel „Modellregion Kampfmittelsuche“. Mehr Personal für den Kampfmittelräumdienst, finanzielle Entlastungen für die Stadt etwa bei notwendigen  Grundwasserabsenkungen, kürzere Wege, effizientere Absprachen – all das soll die Schlagzahl der Bombensuche nun nochmals deutlich erhöhen. „Der Austausch zwischen dem Kampfmittelbeseitigungsdienst und der Stadt ist bereits intensiver geworden“, freut sich die Ordnungsamtsleiterin.

Weitere Absuchen in 2020

Damit ist der Weg frei, in diesem Jahr im Idealfall mehr Absuchen und gegebenenfalls Entschärfungen/Sprengungen als in der Vergangenheit auf den Weg bringen zu können – auf Straßen, Wegen und Plätzen, auf öffentlichen sowie privaten Grundstücken. Eine beschleunigte Suche bedeutet zwar auch mehr Beeinträchtigungen für die Oranienburgerinnen und Oranienburger. Doch die Zeit drängt. Umso länger die Blindgänger im Boden liegen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie plötzlich ihren Weg wieder an die Oberfläche nehmen. So plant die Stadt 2020 zahlreiche weitere Absuchen nach Kampfmitteln. Die Suche in den Gärten am Treidelweg soll im Frühjahr abgeschlossen werden.

Noch Klärungsbedarf besteht für die „Straße am Klinkerwerk“, für weitere Flächen im Gewerbegebiet-Süd, für Restflächen des künftigen Radweges zwischen der Walther-Bothe-Straße und der Dropebrücke sowie für private Grundstücke im Umfeld des Krankenhauses. Eine Kampfmittelsuche im Vorfeld des Baus der „Friedenthaler Schleuse“ ist ebenfalls für 2020 vorgesehen. In die Vorhabenplanung neu aufgenommen wurden zudem die Flächen am Fischerweg, die Pawlowstraße, die Innstraße, der Roseggerweg und die Siegstraße. Im Zuge der Sanierung und Erweiterung der Kita „Kleine Strolche“ in der Friedrichstraße bedarf es dort ebenfalls einer Kampfmittelüberprüfung. In räumlicher Nähe liegende unbefestigte Straßen sollen in zeitlichem Zusammenhang überprüft werden.

Absuche auf privaten Grundstücken

Die systematische Kampfmittelsuche auf Privatgrundstücken erfolgt nur nach vorheriger Zustimmung der Grundstückseigentümer. Die Kosten der Kampfmittelsuche trägt dabei das Land. Wird aber auf einem Grundstück ein Blindgänger festgestellt, wird von den Grundstückseigentümern die Wiederherstellung erwartet. Sylvia Holm weist zudem auf einen Fakt hin, der insbesondere Zugezogenen häufig nicht bewusst ist: „Grundstücksbesitzer gelten ordnungsrechtlich als Zustandsstörer. Dies bedeutet, sie können damit grundsätzlich zu den Kosten der Kampfmittelsuche und -bergung herangezogen werden. Insofern sind sie gut beraten, ihre Versicherungen auf Schäden aus Explosionen zu überprüfen und gegebenenfalls nachzusteuern.“



Vorsicht Fundmunition!

Verrostete Waffen, Granaten oder Minen haben ihre Gefährlichkeit nicht verloren und sind auch in Oranienburg eher gefährlicher geworden. Schon die geringste Berührung kann eine Explosion auslösen. Also Hände weg von Fundmunition! Vielmehr gilt es, Gegenstände nicht zu berühren, die Fundstelle zu markieren, andere zu warnen sowie das Ordnungsamt oder die Polizei zu verständigen.