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18.04.2023

Sachbeschädigung und Schmierereien verursachen in der Stadt hohe Kosten

Ob besprühte Schilder oder angekokelte Bänke: Täglich ist die Stadtverwaltung damit beschäftigt die Spuren von mutwilliger Zerstörung zu beseitigen. Dadurch entstehen hohe Kosten, für die die Allgemeinheit aufkommen muss.

Demolieren, besprühen, beschmieren, verunstalten, beschädigen, bekleben: Täglich hat die Stadtverwaltung alle Hände voll zu tun, öffentliche Gegenstände zu reinigen oder zu reparieren. Ob Schilder, Wege, Straßenlaternen, Hausfassaden, Bushaltestellen, Brückengeländer, Poller, Grünanlagen oder Bänke – die Liste an Dingen, die ins Visier von Schmierfinken und Zerstörungswütigen geraten, ist lang. Jeden Tag rücken die Mitarbeiter des Stadthofs aus, um Schäden zu beseitigen, Kritzeleien abzuschrubben oder Kaputtgegangenes zu reparieren. Allein im Tiefbaubereich entstehen jährlich Kosten von rund 200 000 Euro für die Instandsetzung oder Neubeschaffung beschädigten Stadtmobiliars, einschließlich der aufzuwendenden Arbeitsleistung. Weitere 50 000 Euro kommen für die Beseitigung von Graffitis allein an Brücken hinzu. Aber auch die Kollegen in anderen Bereichen des Baudezernats kommen teilweise nicht mehr hinterher, die üblen Hinterlassenschaften mancher Mitbürgerinnen und Mitbürger zu bewältigen. Im Hochbau- und Liegenschaftsbereich entstehen jährlich weitere Kosten in fünfstelliger Höhe.

Schilder besonders betroffen

Neben allem, was glatte Flächen bietet und deshalb gern von Graffiti-Sprayern „verschönert“ wird, geraten Schilder häufig ins Visier. „Das Ausmaß ist in Zahlen kaum zu erfassen“, erklärt Renè Pieper, Leiter des Sachgebiets Straßenunterhaltung. „Jährlich sind es weit über 1000 Schilder, die gereinigt, gerichtet oder ersetzt werden müssen, weil sie beklebt, besprüht, angemalt oder umgefahren werden.“ Mitunter wird der Spaß sogar gefährlich: Es kam vor, dass ein Verkehrszeichenschild samt Fundament aus dem Boden gerissen und mit einem anderen vertauscht wurde. „In dem Fall wurde damit die Vorfahrtsregelung geändert. Glücklicherweise haben wir es rechtzeitig entdeckt, so dass niemand zu Schaden kam“, so Renè Pieper.

Kaputte Bänke, geklaute Pflanzen

Aus Bänken werden einzelne Latten herausgebrochen, abgesägt oder sie werden beschmiert und angekokelt. Auf dem neuen Radweg zwischen Havelschule und Dropebrücke haben Unbekannte im vergangenen Jahr mit Holz- und Palettenresten ein Feuer angezündet. Das hat die Asphaltschicht so beschädigt, dass der betroffene Teil herausgefräst und erneuert werden muss. Auch Beete und Pflanzkübel sind vor Radaufreunden und Langfingern nicht sicher. „Stiefmütterchen werden ausgerissen, der Mulch bekommt Beine“, schildert Katja Gube, Leiterin des Sachgebiets Freianlagen. Auch der Naschgarten an der Havelpromenade bleibt nicht verschont, mühevoll gepflanzte Sträucher wurden schon des Öfteren herausgerissen oder gleich ganz entwendet. Auf der einen Seite stehen die Kosten, auf der einen Seite der enorme Aufwand, weil nachgepflanzt, nachgefüllt und neu bewässert werden muss. Selbst vor dem Friedhof machen Übeltäter nicht Halt. „Grabschmuck ist ein Objekt der Begierde. Auch frische Schnittblumen, die von den Gräbern geholt werden, stehen hoch im Kurs“, bedauern die mit Beisetzung und Friedhofspflege betrauten Mitarbeiter. Der ideelle Schaden für trauernde Angehörige sei kaum zu bemessen.

Zerstörungen auch in Turnhallen

Ob achtlos weggeworfene Zigaretten oder mutwilliges Kokeln: schon einige Male musste der Spielfeldbelag der Sportanlage am Lehnitzsee stellenweise ausgebessert werden, weil er mit Brandstellen versehen war. Auch städtische Sporthallen werden mitunter in Mitleidenschaft gezogen. Ob liegen gelassener Müll, in Wasser getränkte Klopapierrollen, die an Wänden landen, entleerte Feuerlöscher oder aufgebrochene Schränke – vom harmlosen Spaß bis hin zur mutwilligen Zerstörung ist viel dabei. „Weit häufiger trifft es Außenanlagen, die auch in den Nachmittags- und Abendstunden für jeden zugänglich sind. So sind am Sportplatz an der Grundschule Lehnitz oder den Schulhöfen der Havel- und Comeniusschule Scherben, Müll und Graffitis ein Dauerthema“, weiß Tobias Gerlach, Leiter des Sachgebiets Infrastrukturelle Bewirtschaftung.

In seiner Zuständigkeit liegt auch das Fahrradparkhaus, das vermehrt Ziel von Schmierereien ist oder als Toilette zweckentfremdet wird – obwohl dort ein kostenfreies WC zur Verfügung steht. Weil darüber hinaus Fahrradstände unsachgemäß benutzt oder mutwillig beschädigt werden, entstehen der Stadt jährlich 4500 Euro allein an Erhaltungs- und Reparaturkosten.

Mutwillige Zerstörung schadet allen

Nach Einschätzung der Stadtverwaltung sind es nur wenige, die Lust am Zerstören haben oder anderen durch groben Unfug imponieren wollen. Die meisten wissen sich zu benehmen. „Trotzdem ist vieles bei weitem kein lustiger Lausbubenstreich, sondern klare Sachbeschädigung, deren Kosten letztlich die Allgemeinheit zu tragen hat“, sagt Bürgermeister Alexander Laesicke. „Mutwillige Zerstörungen und bewusste Verschmutzungen im öffentlichen Raum schaden deshalb letztlich allen.“

Immer wieder wird die Stadtverwaltung aufgefordert, noch stärker gegen Schmutzfinken und Rowdytum vorzugehen. Trotz vieler Bemühungen und Vorkehrungen ist es aber sehr schwer, den einzelnen Verursachern auf die Schliche zu kommen und eine gezielte Kameraüberwachung lassen die geltenden Bestimmungen zum Datenschutz nicht zu. „Die Verantwortung liegt außerdem in erster Linie bei denjenigen, die mutwillig Schäden anrichten. Hier ist unsere ganze Gesellschaft gefragt, solche Ausfälle nicht hinzunehmen. Aufmerksamkeit, Zivilcourage und ein rücksichtsvolles Miteinander können nicht einfach an Kommunen delegiert werden“, so Bürgermeister Alexander Laesicke.