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Starkregengefährdung in Oranienburg

Im Juni 2017 kam es zu einem Starkregenereignis, das große Teile der Region stark in Mitleidenschaft zog. In Oranienburg  fielen innerhalb von 10 Stunden ca. 250 mm Niederschlag. Dabei wurden Bahnunterführungen, Straßen und Gräben überflutet, aber auch private Grundstücke waren teilweise erheblich betroffen.

Aufgrund des Klimawandels ist davon auszugehen, dass es in Zukunft zu einer Zunahme solcher Ereignisse kommen wird. Vor diesem Hintergrund hat die Stadtverordnetenversammlung am 7. Mai 2018 beschlossen, die Starkregengefährdung untersuchen zu lassen. Mit der Analyse wurde die Hydrotec Ingenieurgesellschaft für Wasser und Umwelt mbH beauftragt. Im Rahmen der Bearbeitung entstand ein detaillierter Bericht zur Starkregengefährdung. Informationen zur Vorgehensweise und den Ergebnissen erhalten Sie nachfolgend auf dieser Seite.
 

Vorgehensweise

Als Grundlage der Untersuchung wurden zunächst auf Basis des digitalen Geländemodells (Raster 10 m x 10 m) die Gebietseigenschaften und potenziellen Gefahrenpunkte ermittelt.

Dafür wurden die Reliefenergie (Höhenunterschiede und Hangneigung), Geländetiefpunkte (Senken, Mulden) und Fließwege berechnet. Auf dem Gebiet der Stadt Oranienburg wurden insgesamt etwa 4.100 potenzielle Senken mit einer Fläche > 1.000 m² und mit einem Gesamtvolumen von über 21,0 Mio. m³ ausgemacht. Ein Großteil besitzt nur eine sehr geringe Tiefe von unter 1 m. Aufgrund der geringen Reliefenergie zeigten sich bei der Fließweganalyse erwartungsgemäß viele kleine Fließwege, die sich ohne eine größere Schwerpunktbildung auf dem Einzugsgebiet verteilen.

Um die Abflusswege möglichst gut abzubilden, wurde das Geländemodell nachbearbeitet, indem Gewässer „eingefräst“, Unterführungen in das Modell integriert und Gebäude ausgestanzt wurden.

Das Modell wurde mit vier Niederschlagsszenarien belastet: Ein 20-jährliches (N20), ein 50-jährliches (N50), ein 100-jährliches (N100) und ein extremes, ca. 1.000-jährliches (Nextrem) Regenereignis. Dabei wurden die hydraulischen Eigenschaften des Bodens und die Interzeptionskapazität der Landschaft (d. h. die Niederschlagsmenge, welche die Oberfläche aufnehmen und zurückhalten kann) berücksichtigt. Für jedes der vier Szenarien wurden Starkregengefährdungskarten erstellt. Aufgrund der flachen Topographie zeichneten sich im Ergebnis keine dezidierten Abflussbahnen ab. Das Wasser sammelt sich vielmehr in Senken und Mulden und führt vor allem dort zu Überflutungen, wo die Niederschlagsmenge die Aufnahmekapazität des Bodens übersteigt. Demnach sind es auch vor allem langanhaltende Niederschlagsereignisse mit großen Niederschlagsmengen, die in Oranienburg zu Überflutungen führen. Kurze Starkregenereignisse mit hoher Niederschlagsintensität und vergleichsweise geringen Niederschlagsmengen spielen eine untergeordnete Rolle.

Für die identifizierten Gefahrenbereiche wurde im nächsten Schritt ein Feinmodell auf Basis des digitalen Geländemodells im Raster 1 m x 1 m erstellt. Die Modellgrenze umfasst zum Großteil die besiedelten Ortslagen mit einer Gesamtfläche von ca. 80,7 km2. Neben der Verfeinerung des Höhenmodells wurden Unterführungen integriert, Gebäude als Fließhindernisse berücksichtigt und mit Niederschlag belastet sowie die Rauheit der Geländeoberfläche eingearbeitet. Zudem wurden befestige Flächen, wie z. B. Parkplätze und Hofflächen digitalisiert.

Das Feinmodell wurde mit einem 100-jährlichen (N100) und einem extremen (N250) Niederschlag belastet. Das extreme Ereignis entspricht mit einem Niederschlag von 250 mm in zehn Stunden in etwa dem Starkregenereignis aus dem Jahr 2017.

 

Ergebnisse

Die Modellergebnisse wurden in Starkregengefahrenkarten für das Niederschlagsszenario N100 mit farblich abgestuften Wassertiefen dargestellt. Zudem werden kritische Infrastrukturobjekte und öffentliche Gebäude in den Karten markiert.

Im Ergebnis können im gesamten Stadtgebiet von Oranienburg eine Vielzahl von kleineren Hotspots und einzelnen betroffenen Objekten ausgemacht werden. Besonders betroffen sind Bereiche, die einen geringen Grundwasserflurabstand aufweisen. Darüber hinaus zeigen sich großflächige Überflutungen vor allem auf befestigten Flächen. In der Kernstadt Oranienburg sind an einigen Straßen, Unterführungen, Kreuzungsbereichen und Parkplätzen hohe Wassertiefen zu erwarten. Das Risiko der Überflutung einzelner Objekte und Infrastrukturen wurde zudem in einer Gefährdungsmatrix und in Risikokarten graphisch dargestellt.

Den vollständigen Bericht zur Untersuchung der Starkregengefährdung in Oranienburg finden Sie unter dem Menüpunkt >> Gutachten & Konzepte.


 

Starkregen-WebViewer

Starkregen-Viewer

Zur Veranschaulichung der Starkregengefährdung wurde ein WebViewer erstellt. Dieser zeigt die Überflutungsflächen und -höhen sowie die Fließrichtungen während eines Starkregenereignisses. Das dargestellte Szenario entspricht einem 100-jährlichen Niederschlagsereignis mit 50 mm Niederschlag in einer Stunde und einer Stunde Nachlaufzeit. Für die Darstellung wurden detaillierte Simulationen in den bebauten Bereichen mit einer gröberen Simulation für die Außengebiete kombiniert.

Sie können den WebViewer hier aufrufen.

 

Weiterführende Informationen

Informationen, wie Sie die Gefährdung durch Starkregen verringern und Schäden vermeiden können, finden Sie auf unserer Seite Klimaangepasstes Bauen.